1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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es so nennen dürfen, bereitete sieh mit Macht eine neue Zeit vor. Viel
Merkwürdiges geschah, das Mittelalter zu vollenden, worunter
1) das Coneil zu Basel,
2) die Eroberung Konstantinopels durch die Türken,
3) die Erfindung der Buchdruckerkunst und die Wiederherstellung der
Wissenschaften,
4) der Fall des burgundischen Hauses,
5) die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien und Amerikas —
besonders hervorgehoben zu werden verdienen.
§. 92. Das Concil zu Basel. 1431 — 1449. -
Als man allgemein erkannte, daß durch Gewalt mit den Hussiten
nicht fertig zu werden sei, und Geistliche und Weltliche von allen
Seiten den Papst bestürmten, daß er ein allgemeines Concil berufen
möchte, schrieb Martin V. ein solches nach Basel aus, und als er
noch vor Eröffnung desselben starb, mußte sein Nachfolger Eugen Iv.
sich eidlich verpflichten, dasselbe nicht zu hindern. Es handelte sich um
eine Verständigung mit den Hussiten und um eine Reformation in dem
Sinne, wie man sie zu Kostnitz gewollt hatte. Eugen aber, kaum auf
den h. Stuhl gelangt, gebot der Versammlung auseinanderzugehen.
Diese gehorchte nicht, sondern sprach aufs Neue den Grundsatz aus,
eine allgemeine Kirchenversammlung stehe über dem Papste,
der nur ihr dienendes Oberhaupt sei, und nur ihr, nicht dem Papste
komme Unfehlbarkeit zu. Endlich, nothgedrungen, fügte er sich, und
nun beschloß das Concil, die Papstgewalt zu beschranken, und den un-
geheuern Wucher, den die Papste mit den geistlichen Stellen trieben,
und ihre Eingriffe bei Besetzung derselben, zu beseitigen. Mit den
wilden Hussiten! gelang es,. nicht so mit dem Papste. ■ Der verlegte
das Concil nach Ferrara (1438); jedoch die Prälaten wollten nicht
von Basel weichen, forderten den Papst vor ihren Richterstuhl, und da
er nicht erschien, setzten sie ihm einen Gegenpapst. Aber er wußte den
Kaiser auf seiner Seite, und entsetzte die Kurfürsten von Köln und Trier,
seine bittersten Feinde. Ihrer nahmen sich die andern Kurfürsten mit
Entschiedenheit au, und forderten Anerkennung der baseler Beschlüsse.
Doch bald brachte italienisches Geld eine Vermittelung zu Wege, wo-
durch das Meiste, was man zu Basel dem Papste genommen, zurück-
gegeben wurde, und nun kündigte der Kaiser dem Concil das Geleit
auf. So endigte die 18jährige Kirchenversammlung zu Basel, ohne
einen andern Erfolg, als daß. sie abermals deutlich bewies, das bren-
nende Verlangen der Völker nach einer Reformation an Haupt
und Gliedern werde auf diesem Wege und von dieser Seite
keine Befriedigung finden.
§. 93. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453.
Bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte Sultan
Murad I. alles Land vom Hellespont bis an die Donau erobert, und
Adrianopel zu seinem Herrschersttze gemacht. Der griechische Kaiser saß