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1. Die deutsche Geschichte - S. 74

1855 - Essen : Bädeker
74 Alterthums und auch das Neue Testament, die man nur noch in schlechten lateinischen Uebersetzungen kannte, wieder in der Ursprache lesen. Auch aus Deutschland wanderten wißbegierige Männer hin, um sich von ihnen unterrichten lassen, und wenn auch die Einen über der Herrlichkeit der altgriechischen Geistesschätze das Christliche verachten lernten, so schöpften doch die Andern aus der reinen Urquelle des Christenthums Erkenntniß und Bewunderung der durch Menschensatzungen unkenntlich gewordenen apostolischen Kirche und Lehre. Vielen gingen die Augen auf, und die Wiederherstellung der Wissenschaften bahnte den Weg zu einer wahrhaften Reformation. Das Bedürfniß und die Kunst zu lesen und zu lernen wurde allgemeiner, und es entstanden christliche Schu- len jeden Ranges und für alle Stände. Die Morgenröthe des neuen Tages brach an. §. 95. Der Fall des burgundischen Hauses. Zwischen Frankreich und Deutschland hatte sich unter Fürsten vom französischen Königsgeschlechte aus Theilen des burgundischen Reiches, sowie aus französischen und deutschen Lehnsländern, die etwa die heutigen Königreiche Belgien und Holland begriffen, das Herzogthum Bur- gund gebildet. In diesem Lande blühten Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften, aber auch Bürgcrstnn und Freiheit, und seine Be- herrscher waren reiche und mächtige Herren. Herzog Karl der Kühne, ein Mann von gewaltiger Tapferkeit und ungemeßnem Stolze, trachtete darnach, ein Königreich zu gründen, vielleicht init den Grenzen des alten lotharingischen Reiches, von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Die Ausführung dieses Plans wäre sowohl für Frankreich als für Deutsch- land gefährlich gewesen, besonders für dieses, da der schlaue König Ludwig Xi. anders auf seiner Hut war, als der schläfrige Kaiser Friedrich Iii. Diesen hätte Karl beinahe bewogen, ihn zum Verweser der überrhcinischen Provinzen und zum König von Burgund zu machen; die Krönungskleinodien hatte er mit nach Trier gebracht; dafür sollte des Kaisers Sohn Max seiner Tochter Maria Gemahl werden; noch am Abend vor der beabsichtigten Krönung entwich der von Ludwig ge- warnte Kaiser aus der Stadt (1473). Sich für einen solchen Verdruß zu rächen, erschien er (1474) vor Neuß mit 60,000 Mann und vie- lem Geschütz; aber die tapfern Bürger schlugen 50 Stürme ab, bis endlich der Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg an der Spitze eines Reichsheeres der bedrängten Stadt zu Hülfe kam, und er mußte nach großem Verluste abziehen. Darauf wandte er sich gegen die Schweizer, die, im Bunde mit Oesterreich, ihn schwer beleidigt und, nachdem Frankreich Hülfsgelder zugesagt, ihm Fehde angekündigt hatten. Zwar eroberte er Lothringen; aber in den Schlachten bei Granson und Murten 1476 verlor er seinen Ruhm, und in der Schlacht bei Nancy 1477 Sieg und Leben. Er hinterließ nur jene 20jährige Maria, die sich, um der zu allem Bösen fähigen Arglist des Franzosenkönigs zu entrinnen, mit dem 19jährigen Erzherzoge Max vermählte. So brachte des burgundischen Hauses Fall dem Hause
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