1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Nestor, 1499—1535, ein Fürst von strenger Gerechtigkeit und aus-
gezeichneter Geistesbildung, der Stifter des Kammergerichts und der
Universität Frankfurt (15063, war einer der bittersten Feinde
der Reformation, verbot Luthers Schriften und die Trennung vom
römischen Glauben. Aber die reformatorischen Grundsätze drangen mit
Macht ein, gefördert von dem Bischof zu Brandenburg, und er verfuhr
ganz im hohenzollernschen Geiste, denn während alle katholischen Re-
gierungen für die Ketzer Scheiterhaufen lodern ließen, hat er Keinen
wegen seines Glaubens gekränkt. Nur daß in seinem eigenen Hause Luthers
Lehre Eingang gefunden, daß seine eigene Gemahlin seine Kinder darin
erziehen ließ, erfüllte ihn so mit Zorn, daß die Kurfürstin es für rath-
sam hielt, zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten von Sachsen, nach Witten-
berg zu entweichen, und nun wollte er lieber sterben und verderben, als
in den nürnberger Religionsfrieden willigen. Sein Sohn Joachim Ii.
Hektor, 1535—71, obgleich ein Zögling des Erzbischofs Albrecht
von Mainz, seines Oheims, war dagegen ein ebenso warmer Freund
der Reformation, und vier Jahre nach seinem Regierungsantritt 1539
feierte er zu Spandau das h. Abendmahl unter beiden Ge-
stalten. Damit betrat er die Bahn, auf der sein Haus zur zweiten
Hauptmacht Deutschlands emporsteigen sollte, und zwar mit dem milden
Geiste, der die Hohenzollern vor allen Fürstengeschlechtern ausgezeichnet.
Keiner wurde zu dem Glauben des Fürsten gezwungen, keine geistliche
Stiftung mit Gewalt aufgehoben rc., aber es dauerte nicht lange, so
war das ganze Land lutherisch, und die Klöster und Bischofssitze
, wurden leer. Ein Consistorium wurde eingesetzt, eine Kirchenvisitation
angeordnet, eine allgemeine Kirchenordnung vorgeschrieben. Und noch
einen zweiten und dritten wichtigen Schritt zur künftigen Größe seines
Hauses that Joachim, indem er (1537) mit dem Herzog von Liegnitz,
Brieg und Wohlau einen Erbvertrag abschloß, und (1569) vom
Herzog Albrecht und dem Könige von Polen die Mitbelehnung über
Preußen für Brandenburg erwarb.
§. 113. Der schmalkaldische Krieg.
Die Stellung der Leiden Religionsparteien wurde indeß täglich
schroffer; sie thaten sich einander Schaden, wie sie konnten. Der schmal-
kaldische Bund vertrieb den Herzog Heinrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel, einen eifrigen Verfolger des Lutherthums, weil er die
Städte Goslar und Vraunschweig, Bundesglieder, hart mitnahm, lind
auch des Kaisers Abmahnungen nicht achtete, von Land und Leuten, und
richtete den lutherischen Gottesdienst ein (1542); und als das Kammer-
gericht mit der Acht drohte, kündigte er ihm den Gehorsam auf. Da-
gegen zwang der Kaiser den Herzog Wilhelm von Cleve, der in
seinem Lande die Reformation sehr begünstigte, daß er gelobte, nie vom
katholischen Glauben abzuweichen (1543), und der Kurfürst von
Köln, Graf Hermann zu Wied, der in seinem Erzbisthume die
Reformation einzuführen im Begriffe stand, wurde seiner Würde entsetzt.
Hätte der Kaiser nicht mit den Seeräubern in Tunis und Algier, mit