1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Böhmen das Schlimmste erwarten. Sie drangen bis Wien vor, be-
lagerten den Kaiser in seiner Burg, mußten aber zurück, um Prag vor
den Kaiserlichen zu retten, und als ihnen dies gelungen, nahmen sie
Ferdinand ihre Krone, und schmückten damit den jungen reformirten
Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, den Schwiegersohn König
Jakobs I. von England. Ferdinand aber verbündete sich mit der Liga,
mit Spanien und dem lutherischen Kurfürsten Johann Georg von
Sachsen. Die Union, erschreckt, legte die Waffen nieder. Dagegen
rückte Maximilian von Bayern, das Haupt der Liga, von Süden,
der Kurfürst von Sachsen von Norden her in Böhmen ein, und Friedrich
war der Mann nicht, es zu schützen. Auf dem weißen Berge bei
Prag geschah 1620 die Schlacht, welche ihm die Krone raubte und
ihn zum heimathlosen Flüchtling machte. Denn zur selben Zeit besetzte
der Spanier Spinola die Pfalz Ein schreckliches Gericht erging
über Böhmen; Viele wurden hingerichtet, erst die reformirten, dann die
lutherischen Prediger aus dem Lande gejagt; 30,000 protestantische
Familien wanderten nach Sachsen und Brandenburg aus. Böhmen
hörte auf, ein protestantisches Land zu sein. Bayern wurde mit der
Pfalz und der Kur würde, Sachsen mit der Lausitz belohnt. Die
Union hatte sich aufgelöst.
8. 126. Mansfeld. Tilly. Wallenstein.
Das Nestitutionsedikt 162!).
Der Krieg wäre zu Ende gewesen, aber die Liga unter ihrem
großen Feldherrn Tilly blieb gerüstet, und der kühne Mansfeld ver-
focht auf eigene Hand die Sache des unglücklichen Friedrich, oft über-
wunden , nie besiegt. Seinem Beispiele folgten Markgraf Georg
Friedrich von Baden-Durlach und der Herzog Christian von
Braun schweig. Sie zogen den Krieg in das westliche und nörd-
liche Deutschland. Aber das Kriegsglück blieb auf katholischer Seite.
Auch die Theilnahme des Königs Christian Iv. von Dänemark
vermochte der protestantischen Sache keine bessere Wendung zu geben,
vielmehr bewog sie den Kaiser, der bisher nur die Liga für sich hatte
auftreten lassen, sich eine eigene Armee zu verschaffen, und der gewaltige
Albrecht von Wallen stein, ein Böhme, der sich schon bei der
Niederwerfung seines Heimathlandes das Fürstenthum Friedland ver-
dient hatte, stellte ihm statt der begehrten 20,000 Mann 50,000,
weil er so viele besser ernähren könne; von Raub und Plün-
derung sollten sie leben, und Wallenstein behielt sich den unumschränkten
Oberbefehl vor. Einem Tilly und einem Wallenstein zugleich war der
Däne nicht gewachsen; 1626 wurde er bei Lutter am Barenberge
aufs Haupt geschlagen, und mußte auf seine Inseln fliehen. Ganz
Norddeutschland fiel in des Kaisers Gewalt und seufzte unter der Krie-
geslast. Wallenstein wurde Herzog von Mecklenburg und Ad-
miral der Nord- und Ostsee; er dachte daran, eine Flotte zu
bauen, um Dänemark und Schweden zu seinen Füßen zu legen; nur
an dem tapfern Stralsund, das er herunterreißen wollte, und wäre