1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Namen trug, war kein Reich mehr, sondern nur ein wirrer Trümmer-
haufe. Jedes deutsche Herz trauerte um die verwelkte Herrlichkeit des
theuern Vaterlandes.
„Das Haus ist zerfallen----------
Was hat's denn für Noth?
Der Geist lebt in uns Allen,
Und unsre Burg ist Gott."
§. 158 Kaiser Napoleon I. Rheinbund. —
Des deutschen Reiches Ende.
1802 hatte England mit Frankreich zu Amiens Frieden gemacht;
allein die Bedingungen entsprachen so wenig den ungeheuern Opfern,
die das britische Volk gebracht hatte, daß schon im nächsten Jahre der
Krieg von Seiten Englands erneuert wurde. Nun ließ Vonaparte,
der sich zum einzigen und lebenslänglichen Consul hatte erhe-
den lassen, die hannoverschen Lande besetzen, und keine deutsche Macht
ließ es sich beikommen, Einsprache dagegen zu erheben. Am 2. Der.
1804' setzte Bonaparte als Napoleon I., durch den Willen des
Volks erblicher Kaiser der Franzosen, sich und seiner Ge-
mahlin Josephine die Krone aufs Haupt, und der Papst Pius Vii.
hatte eigens nach Paris kommen müssen, die Salbung zu voll-
ziehen; den wahrhaft kaiserlichen Hofstaat, einen neuen Verdienstadel,
bildete er sich auö seinen Generalen, die, zum Theil aus den niedrigsten
Ständen entsprossen, mit Fürsten- und Herzogstiteln nach den Orten,
wo sie sich vorzüglich ausgezeichnet, geschmückt wurden.
„Gr bürstete die Fürstcnkinder,
Und fürstete die Bürstenbinder."
Dagegen erklärte der deutsche Kaiser Franz Ii. seine Erbstaaten
für ein erbliches Kaiserthum, und nahm als Franz I. den Titel
eines Kaisers von Oesterreich an. Napoleon aber, dessen Allein-
herrschaft seinem Volke in vieler Beziehung wohlthätig geworden war, der
Ordnung, Sicherheit, Religion und Kirchenthum mit voller Gleichberech-
tigung aller Neligionsparteien hergestellt hatte, erlaubte sich gegen seine
Nachbarn die willkürlichsten Uebergriffe mit völliger Verletzung der Frie-
densverträge. Unter andern verwandelte er die cisalpinische Republik in
ein Königreich Italien, setzte sich die italienische Krone auf, die einst
der deutschen Kaiser Eigenthum gewesen, und machte seinen Stiefsohn
Eugen Veauharnais zu seinem Vicekönig; andre italienischen Gebiete,
z. B. schon 1802 Piemont, wurden gradezu mit Frankreich vereinigt.
Dieser Willkür Schranken zu setzen, schlossen der Kaiser Alexander von
Rußland, welcher seinem 1801 ermordeten Vater auf dem Throne
gefolgt war, und der Kaiser von Oesterreich 1805 ein Bündniß
mit England, welches Napoleon eben mit einer Landung be-
drohte. Die gewaltigen Heeresmassen, die er dazu im Lager
von Boulogne versammelt hatte, brachen sofort nach dem Rhein
auf, und da Baden > Würtemberg und Bayern auf Napoleons Seite
traten, und dieser sich nicht scheute, seine Truppen durch die preußischen