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1. Die deutsche Geschichte - S. 146

1855 - Essen : Bädeker
146 Franzosen besetzten preußischen Festungen nahm viele Tausende in An- spruch, und der Verbündeten Aufforderung an die deutschen Fürsten, dem Rheinbund zu entsagen und sich an die Sache der Freiheit anzuschließen, hatten nur der Herzog von Mecklenburg-Schwerin und der Herzog von Anhalt-Dessau entsprochen. Nach manchen siegreichen Gefechten standen am 2. Mai 80,000 Preußen und Russen unter dem Oberbe- fehl des Grafen Wittgenstein bei Großgörschen (Lützen), 120,000 Franzosen, Rheinbündlern, Polen und Italienern unter Napoleons Kom- mando gegenüber. Das war die erste Freiheitsschlacht, und Napoleon er- kannte, daß er es mit andern Leuten zu thun hatte, als bei Jena und Austerlitz. Die Preußen fochten auf ihr Verlangen in erster Linie, unter ihnen ihr jugendlicher Kronprinz. Von Mittag bis an den späten Abend wogte die Schlacht hin und her, und der Sieg blieb unent- schieden. Auf unsrer Seite lagen 10,000, von feindlicher 15,000 auf dem Schlachtfelde todt oder verwundet; wir hatten keine Kanone, keine Fahne verloren, aber unter den schwer Verwundeten war unser Scharnhorst. Er ließ sich nach Prag bringen, um noch sterbend für des Vaterlandes Heil zu arbeiten. „In dem wilden Kriegestanze Brach die schönste Heldcnlanzc, Preußen, euer General. Lustig auf dem Feld bei Lützen Sah man Freihettswaffcn blitzen, Doch ihn traf des Todes Strahl." „Ewig wird im Volk er leben, fester als in Stein und Erz." Die Verbündeten zogen sich in vollkommener Ordnung zurück, vom Feinde ungestört, bis nach Bautzen. Da geschah am 21. Mai mit Tagesanbruch die zweite Freiheitsschlacht, unser 95,000 gegen 148,000 Napoleons. Abermals schrieb sich Napoleon den Sieg zu, aber einen Sieg, der ihm 30,000 Mann kostete, das heißt doppelt so viel als den Gegnern, und keine Gefangene, keine einzige erbeutete Kanone ein- brachte. Landwehr und Linie, Russen und Preußen wetteiferten in todverachtendem Heldenmuth, und die verwegensten Thaten geboten dem Feinde Achtung und ängstliche Vorsicht bei der Verfolgtlng. Der Rück- zug ging seltsamer Weise nicht auf Berlin, auch nicht auf Breslau, sondern auf Schweidnitz zu, wo man ein verschanztes Lager bezog, und wegen eines Waffenstillstandes Unterhandlungen anknüpfte. Ein Waffenstillstand war beiden Theilen willkommen, um frische Streitkräfte an sich zuziehen. Und neben dem Kriegsschauplätze stand Oesterreich in voller Rüstung, und wie die Verbündeten hofften, es werde auf die Seite der Freiheit treten, so Napoleon, Kaiser Franz werde seiner Blutsverwandtschaft mit ihm eingedenk sein. Arn 7. Juni wurde der Waffenstillstand auf 7 Wochen abgeschlossen, und später bis zum 10. August verlängert. Die Kunde davon machte auf Preußens Heer und Volk einen schmerzlichen Eindruck; man wollte Kampf und nicht Ruhe; man fürchtete, Napoleons List möchte einen Frieden ohne Ehre und Freiheit erwirken, oder gar die Bundesgenossen zertrennen und der
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