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1. Die deutsche Geschichte - S. 167

1855 - Essen : Bädeker
167 Beschlüsse zu vollziehen - und als vorläufiges Oberhaupt das Reich den fremden Staaten gegenüber zu vertreten habe. Die Regierungen gaben sich zufrieden und der Bundestag löste sich auf. Ueberall sah man die seit 1820 streng verpönten alten Neichsfarben: schwarz-roth-gold, aber auch die blutrothe, und fast nur verstohlen die besonderen Landesfarben. „Das einige Deutschland! Ein einiges, mächtiges deutsches Reich!" war das allgemeine Losungswort. Aber die Einen dachten sich darunter ein constitutionelles Kaiserthum, die Andern eine Republik. §. 188. Die Märztage in Wien und Berlin. Während sich hier Alles schnell und ruhig zu ordnen schien, tobten Rebellionen und Revolutionen, bewaffneter Aufruhr und offener Krieg in verschiedenen Theilen des Vaterlandes. Die kleineren Mächte lagen machtlos in den Händen der Demagogen; nur Oesterreich und Preußen schienen ihnen noch gefährlich, sie sollten gebrochen werden. Am 13. März bewerkstelligten sie die Revolution in Wien. Metternich dankte ab, rettete sich durch die Flucht. Kaiser Ferdinand (seit 1835 Nach- folger seines Vaters Franz) bewilligte Alles, selbst die Austreibung der Jesuiten; aber es wurde ihm unheimlich unter der Herrschaft der Bür- ger und Studenten, und er entfloh mit dem ganzen Hofe nach Jnspruck (19. Mai). Zum dritten Male blutiger Aufstand, Barrikadenkampf; dann völlige Demokratie, und ein Sicherheitsausschuß. Zu gleicher Zeit rebellirten die Czechen in Böhmen, aber Fürst Windisch-Grätz brachte sie durch Beschießung Prags zur Ordnung und rettete dort die kaiser- liche Autorität. Und in Berlin ging cs fast wie in Wien. Der König hatte schon vor der Februarrevolution (18. Jan.) die Ausschüsse der Pro- vinzialstände zur Berathung einer Verfassung um sich versammelt. Am 6. März sagte er die 4jährige Wiederkehr des vereinigten Landtags zu; am 14. schon berief er ihn auf den 27. April, und am 18. pro- klamirte er Censurfreiheit, Entfernung des Militärs, Vürgcrbewaff- nung und Berufung der Stände mit gesetzgebender Gewalt auf den 2. April. Voll Freude strömte das Volk nach dem Schlosse, dem Könige zu danken. Da fallen die zwei geheimnißvollen Schüsse. Die Verführer schreien: „Man schießt auf uns — schon 40 sind ge- fallen!" Hunderte von Barrikaden erheben sich, die Garden erstürmen eine nach der andern, bald werden sie Sieger sein; aber der König will nicht, daß noch mehr Bürgerblut fließe; er befiehlt früh am 19. seinen getreuen Kriegern den Abzug, verkündet eine allgemeine Amnestie und am 21. erklärt er öffentlich: Preußen solle fortan in Deutschland aufgehen, er wolle sich an die Spitze der deutschen Bewegung stellen und deren Leitung für die Tage der Gefahr übernehmen. Ferner ver- einigte er die Provinzen Preußen und Posen, doch dieses mit Ausschluß des überwiegend polnischen Theils, mit dem deutschen Reiche. Am 22. Mai begann die constituirénde Nationalversammlung ihre Sitzungen; ihre Mitglieder waren auf Grund, von dem Könige ange- ordneter, unbeschränkter Urwahlen entsendet.
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