1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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werden; da löste Preußen, um dieses sehr bedenkliche Ansinnen zu hin-
tertreiben, seine außerdeutschen Provinzen wieder vom Reichsverbande,
von einer Verbindung, die ihm, sonderlich durch den Dänenkrieg, so
theuer zu stehen gekommen war. Einer der ersten Beschlüsse des Bun-
destages war die Aufhebung der sogenannten deutschen Grundrechte,
wie sie die Nationalversammlung festgestellt hatte. Dann verfügte er
die Auflösung her deutschen Flotte, welche eben erst so schön be-
gonnen hatte, weil außer Preußen nur noch sehr wenige Staaten sich
für deren Erhaltung tnteressirten, und ihre Schiffe wurden versteigert.
Preußen erwarb die besten, worunter die schöne Gefion von Eckern-
förde. Es legte damit den Grund zu einer preußischen Marine,
und 1853 hat es zur Anlegung eines Kriegshafens am Jahde-
busen von Oldenburg einiges Gebiet angekauft. Eine engere Verbin-
dung der deutschen Staaten lind ihren gesegneten Verkehr unter einander
förderte Preußen dadurch sehr, daß es Hannover und Oldenburg
zum Anschluß an den Zollverein brachte, und einen Handels-
vertrag zwischen diesem und dem österreichischen Kaiserstaate er-
wirkte. An äußerem Umfange hatte Preußen in etwa verloren, da ihm
die Demokratie der Schweiz sein Neuchâtel raubte, das freilich von
keinerlei Werth für dasselbe war. Dagegen gewann es (1849) die
beiden Hohcnzollern, seines Königshauses Stammland, indem deren
Fürsten sie aus eigenem, freiem Entschlüsse an die preußische Monarchie
abtraten; deß zum Gedächtniß stiftete der König den hohenzollernschen
Hausorden mit der Aufschrift: „Vom Fels zum Meer."
Friedrich Wilhelms Iv. Streben ist unausgesetzt auf die allseitige
Förderung der geistigen und irdischen Wohlfahrt seines Volkes durch
Wissenschaft, Kunst, Handel und Gewerbe, Acker- und Bergbau, Kirche
und Schule gerichtet. In wohlgeordneter bürgerlicher und religiöser
Freiheit steht Preußen auf der höchsten Stufe. Die katholische wie die
evangelische Kirche verwalten ihre inneren Angelegenheiten selbständig
und dürfen sich innerhalb der Staatsgesetze frei bewegen, deßgleichen
alle Sekten, die auf apostolischem Grunde stehen. Als vornehmstes
Mitglied der evangelischen Kirche und als deren geborner Schirmherr
widmet der König ihren Angelegenheiten die zarteste Aufmerksamkeit.
War schon die Gründung des evangelischen Bi st h ums Jerusa-
lem in Verbindung mit England sein Werk (1841), so auch die der
deutschen Gemeinde zu Konstantinopel und die Vorbereitung anderer im
Oriente. Die Gustav-Adolph-Stiftung hat in ihm einen eifrigen
Protector, und die „innere Mission" nimmt unter seinem Vorgänge,
insbesondere seit das „tolle" Jahr 1848 einen so tiefen Blick in die
vielseitigen leiblichen und geistlichen Nothstände und Verderbnisse aller
Klassen eröffnet hatte, eine immer weitere und gesegnetere Ausdehnung.
Die deutschen Kirchentage, die eisenacher Kirchen-Conferen-
zen, welche eine Einigung und Verständigung der vielen evangelischen
Landeskirchen Deutschlands über ihre brennendsten Lebensfragen anbahnen
sollen, erfreuen sich seiner wärmsten Theilnahme. Seiner Landeskirche
gab er 1850 in dem evangelischen Obertirchenrathe, der die
Bender: deutsche Geschichte. 12