1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Alexander der Große.
vor. Da schien ein unerwartetes Mißgeschick ihren Siegeslauf
plötzlich hemmen zu wollen.
Mit Staub und Schweiß bedeckt, kam Alexander in Tar-
sus (Tarso) an. Das klare Wasser des Kydnus (Baradan,
Terso, Karasu oder Kirkisihi), welcher hier zwischen schattigen
Ufern dahinrauscht, iub ihn zum Baden ein. Er warf die Rü-
stung ab und sprang in den Strom; aber sogleich zeigten sich
die Übeln Folgen dieser Unvorsichtigkeit. Ein heftiger Fieber-
frost schüttelte ihm die Glieder, und todtkrank wurde er heraus-
getragen. Alle Aerzte sprachen ihm das Leben ab; keiner wollte
ein entscheidendes Mittel wagen, aus Furcht vor der Vuant-
wortung. Feldherren und Soldaten waren in der äußersten
Bestürzmig; denn Darms war mit einem ungeheuren Heere im
Anzüge, wer sollte sie zur Schlacht führen! Da entschloß sich
Philipp, ein Mann, welcher sich in der Heilkunde den größten
Ruf erworben hatte und beim Heere in hoher Achtung staub,
durch ein schnellwirkendes, aber gefährliches Mittel die Krank-
heit auf deu Entscheidungspuukt zu bringen. Noch war er mit
der Zubereitung desselben beschäftigt, als ein Eilbote dem Könige
einen Brief von Parmenio brachte, folgenden Inhalts: „Traue
deinem Arzte Philipp nicht! Darms soll ihn bestochen und ihm
sogar seine Tochter zur Gattin versprochen haben." Alexander
legte den Brief auiter sein Hauptkissen und erwartete den Arzt.
Jetzt trat dieser herein, und zeigte in Haltung und Blick so viel
Ruhe und Unbefangenheit, daß der König, von seiner Unschuld
völlig überzeugt, sogleich den Becher ergriff und an die Lippen
setzte, während er mit der andern Hand dem Arzte das Schrei-
den überreichte. Entrüstet über die Beschuldigung warf Philipp
den Brief zur Erde. „Beruhige dich mit meiucm Vertrauen,"
sprach der König; „bei mir bist du schon gerechtfertigt, bei an-
dern wird es der Erfolg der Arznei thun." Alexander genas in
wenig Tagen. Das Heer brach in den lautesten Jubel ans,
als er sich wieder zu Pferde zeigte, und dankbar drückten die
Krieger dem Philipp die Hand.
Indessen war Darms näher gerückt, und bei Jssus kam