1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Cajus Julius Cäsar.
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I
Nach Rom zurückgekehrt, trat er in den Senat, und bald
waren aller Augen auf ihn gerichtet. Durch die glänzendste
Freigebigkeit gewann er das Volk. Als Aedilis (Aufseher der
öffentlichen Schauspiele und Gebäude) veranstaltete er Feste und
Spiele, deren geschmackvolle Pracht alles hinter sich zurückließ,
was seine Vorgänger geleistet hatten. Einmal ließ er das ganze
Amphitheater mit Silber belegen, und 320 Paar Streitende
traten in silbernen Rüstungen aus.
So durfte es Cäsar wagen, sich neben den würdigsten Män-
nern in seinem siebenunddrcißigsten Lebensjahre um die Stelle
eines Oberpriesters (Pontifex Maximus) zu bewerben, welchem
sowohl die Oberaufsicht über die gottesdienstlichen Handlungen
und alle Priester, als auch die Anordnung der Festtage und die
Aufzeichnung der Staatsgeschichte übertragen war. Am Wahl-
tage begleitete ihn seine liebevolle Mutter bis zur Hausthüre und
wünschte ihm mit Thränen im Auge Glück zu seinem Vorhaben.
„Mutter," rief Cäsar bewegt aus, indem er sie umarmte, „du
siehst mich entweder als Oberpriester, oder nie wieder!"
Zum Schrecken des Senats trug er den vollständigsten Sieg
davon, und gelangte noch in demselben Jahre zur Prätur.
Dieß war die höchste Würde nach dem Consulat. Der Prätor
besorgte das Gerichtswesen. Sechs Liktoren trugen die Fasces
vor ihm her, und ein mit Purpur verziertes Gewand (tc>Z3
praetexis) war seine Auszeichnung. Als sein Amtsjahr zu Ende
war, erhielt er die Statthalterschaft über die Provinz Bätica
(das südliche Spanien bis zur Guadiana); doch konnte er Rom
nicht eher verlassen, als bis Crassus, der reichste Römer, bei
seinen ungestümsten Gläubigen für 830 Talente Bürgschaft
geleistet hatte. Wie ungeheuer mußte Cäsars Aufwand gewesen
seyn, da diese Summe (etwa 200,000 Dukaten) unreinen Theil
seiner Schulden ausmachte! Cäsar selbst gestand damals mit Lä-
chelt, daß er das Dreifache nöthig habe, um nichts zu besitzen.
In den Alperi kam er durch eilt kleines, ärmliches Städt-
chen, dessen Einwohner in der größten Dürftigkeit lebten. Seine
Begleiter warfen die Frage auf, ob wohl hier auch Partheisucht,
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