1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Muhammed.
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kindlich machen sollte, dem falschen Propheten mit Schwert oder
Dolch eine tödtliche Wunde beizubringen. Schon hatten die
Verschworenen Muhammeds Wohnung umringt, da entkam er
durch eine List. Er befahl nämlich seinem Vetter Ali, sich statt
seiner auf sein Bett zu legen und in seinen grünen Mantel zu
hüllen, trat hinaus, warf den Meuchelmördern eine Handvoll
Staub in das Gesicht und entwischte. Als die Verschworenen
sich von der Ueberraschung erholt und ihre Augen gereinigt hat-
ten, blickten sie durch eine Ritze der Thüre in das Schlafgemach
und glaubten in dem grünen Gewände den Muhammed zu sehen.
Ihrer Sache gewiß, verschoben sie die Ausführung des Anschla-
ges bis gegen Morgen. Da trat Ali heraus, und sie waren
betrogen.
Muhammed floh nach Medina, wo er schon viele An-
hänger zählte. Fünfhundert Einwohner der Stadt kamen ihm
mit Jubel entgegen und verherrlichten seinen Einzug. Die Flucht
(Hcdschra) Muhammeds wurde in der Folge von seinen Beken-
nern zum Anfangspunkte ihrer Zeitrechnung gemacht; sie fällt
ins Jahr 622 nach Christo. In Medina wuchs sein Anhang
so schnell, daß er, der anfangs sich zur Verbreitung seiner Lehre
bloß der Predigt bedient hatte, in kurzer Zeit derselben durch
Waffengewalt neue Anhänger zuwenden konnte. Muhammeds
Tapferkeit und Freigebigkeit, besonders aber die Hoffnung ans
reiche Beute, führte ihm einen Stamm nach dem andern zu, und
durch die großen Belohnungen, welche die Gläubigen (Mos-
lemen) nach diesem Leben finden sollten, begeisterte er den feuri-
gen Araber zu einem Muthe und einer Todesverachtung, die
wirklich bewundernswürdig sind. Das Schwert, sprach er, ist
der Schlüssel des Himmels; ein für die Sache Gottes vergosse-
ner Tropfen Bluts und eine unter den Waffen zugebrachte Nacht
süld verdienstlicher, als zwei Monate zu leben und zu fasten.
Glücklich ist derjenige, welcher fällt in der Schlacht! Seine
Sünden sind ihm vergeben; ani Tage des Gerichts werden seine
Wunden glänzen wie Rubinen und duften wie Moschus; der
Verlust der Glieder wird ihm ersetzt durch die Flügel der Engel
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