1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Weiber von Weinsberg.
der Christen war ihre Habgier; denn jeder durfte behalten, was
er erbeutete. In einzelnen Schaaren streiften sie durch die Stadt,
erbrachen Häuser und Schränke und zwangen die Einwohner
unter entsetzlichen Grausamkeiten zuin Geständniß, wo sie ihre
Schätze verborgen hatten, bevor man sie niederstieß.
Endlich reinigten sich die Pilger von dem Blute der Er-
schlagenen, besuchten barsüß mit entblöstem Haupte unter Lob-
gesängen die heiligen Orte, beugten ihre Kniee, flehten unter
Thränen um Vergebung ihrer Sünden, und gelobten Besserung.
An der Auferstehungskirche wurden sie von den Christen Jeru-
salems empfangen und feierlich in das Gotteshaus geführt. Dem
Einsiedler Peter dankten die Geistlichen knieend und priesen ihn
laut als den, der nächst Gott am meisten für ihre Befreiung ge-
than habe.
Gottfried von Bouillon wurde von den Kreuzfahrern
zum Könige von Jerusalem ernannt; doch führte er diesen Titel
nie, weil er sich für unwürdig hielt, sich da mit einer Königskrone
zu schmücken, wo der Heiland der Welt eine Dornenkrone getra-
gen habe, und nannte sich blos Herzog Gottfried.
Peter kehrte bald wieder in seine Heimath zurück. In
großer Gefahr auf dem Meere gelobte er mit seinen Begleitern,
in Huy bei Lüttich ein Kloster zu bauen, wenn ibn Gott errette,
und starb als Vorsteher desselben im Jahr 1115.
Die Weiber von Weinsberg.
Im Jahr 1140 belagerte der deutsche König Konrad Iii.
das Städtchen Weinsberg unweit Heilbronn im jetzigen Kö-
nigreich Würtemberg, weil es seiner Gegenpartei, den Welsen,
sehr zugethan war. Die Bürger hielten sich tapfer, wurden aber
doch endlich durch des Königs Uebermacht gezwungen, sich auf
Gnade oder Ungnade zu ergeben. Nur den Weibern verstattete
Konrad auf ihr dringendes Bitten freien Abzug mit Allem, was
sie auf den Schultern wegschleppen könnten. Aber wie erstaunten