1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Kaiser Friederich der Rothbart.
den!" Da stimmten die Deutschen freudig den Kriegsgesang
an, und Alle fühlten sich von frischem Muthe belebt. Als der
folgende Morgen anbrach, lagen Herren und Knechte auf den
Knieen, gelobten Buße und empfingen das heilige Abendmahl.
Jetzt ordnete der Kaiser die Schlacht; nachdem der erste heftige
Angriff der Türken blutig zurückgewiesen war, drangen die Deut-
schen mit so unwiderstehlicher Gewalt in den Feind, daß das um
geheure Heer wie Spreu auseinander stob und 10,000 Todte
auf dem Platze ließ. Es war ein herrlicher Sieg, an dem der
Herzog von Schwaben den rühmlichsten Antheil batte.
Am Abende des 15. Mai lagerten die Kreuzfahrer, von ei-
nem treulosen Wegweiser irre geführt, in einer öden, wasserlosen
Gegend, wo weit und breit weder für Menschen, noch für Pferde
Nahrung zu finden war. Vom fürchterlichsten Durste gequält,
tranken Viele das Blut getödteter Zugthiere, und mancher wak-
kere Kriegsmann, welcher den Tag zuvor kampfesmutbig auf die
Saracenen losstürzte, sank jetzt verschmachtend dahin, und seine
letzten Seufzer verhallten in dem wilden Jauchzen der das Lager
umschwärmenden Türkenhorden. Die Gegend, welche man den
16. erreichte, bot zwar schlechtes Wasser und etwas Gras für die
Pferde dar; aber es fehlte so gänzlich au Holz, daß Sättel und
alte Kleider die wenigen schwachen Feuer unterhalten mußten,
an denen man Esels- und Pferdefleisch, beinahe die einzige Nah-
rung, kochte.
Kilidsch Arslan, mit der Noth der Kreuzfahrer wohl be-
kannt, schickte nun eine Gesandtschaft in ihr Lager und ließ Frie-
den und Lebensmittel anbieten, wenn ihm 300 Centner Goldes
oder von jedem Pilger ein Goldstück bezahlt würde. Friederich
aber antwortete: „Ein Kaiser der Deutschen ist gewohnt Zins
zu empfangen, aber nicht zu geben. Unter der Hülfe Gottes
werden wir uns mit dem Schwerte Balm brechen. Genügt aber
ein einziges Goldstück als Lösegeld für uns Alle, so soll es so-
gleich ausbezahlt werden." Ergrimmt über diese Sprache, ent-
fernte sich die Gesandtschaft mit der Drohung: „Morgen um die
dritte Stunde werden wir euch zur Schlacht rufen."