1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Züge aus dem Leben Nudvlphs von Habsburg.
Große Erbschaften machten Rudolph zu einem der reichsten
und mächtigsten Grafen Helvetiens; aber er benützte seine Macht
nicht zur Unterdrückung der freien Gemeinwesen seines Vater-
landes, solidem schützte dieselben, wo er konnte, gegen den raub-
süchtigen Adel; deßwegen wählten ihn auch die Schwyzer und
Zürcher zu ihreiu Feldhauptmanue, und er leistete denselben durch
Tapferkeit, Klugheit und Kriegserfahrung wichtige Dienste.
Die mächtigsteil Feinde Zürichs waren damals die Frei-
herren von Regensberg, welche rings um die Stadt große
Besitzungen hatten und beinahe in beställdiger Fehde mit ihr
lebten. Rudolph zerstörte die meisten ihrer Burgen und zwang
sie zu einem nachtheiligen Frieden. Seine List bei der Eroberung
von Uetliburg und Glanzenberg ist besonders bewunderns-
werth.
Die Uetliburg, durch starke Werke gegen einen Sturm
hinlänglich geschützt, erhob sich ganz in der Nähe der Stadt auf
dem untern Theil des Aldis, dem sogenannten Uetliberg, und
Lüthold, der sich gewöhnlich hier aufhielt, konnte ohne Gefahr
ul raschen Ueberfällell die Güter der Zürcher schädigen. Mit
zwölf weißen Pferden und eben so viel weißen Hunden verließ
er eines Morgens, wie gewohnt, die Feste, um zu jagen oder
Beute zu machen; und da sich nirgends ein Feind zeigte, so ritt
er sorglos weit ins Thal hinab. Plötzlich sprengte Rudolph mit
einer gleicheil Anzahl weißer Pferde und Hunde gegen die Burg;
eine Schaar Fußvolk, mit der sich der Gras in der Nacht hinter
ein benachbartes Gehölz gelegt hatte, folgte ihm hastig. Die
Burgleute, in der Meinung, der Freiherr werde von Zürchern
verfolgt, öffneten eiligst das Thor. Zu spät bemerkten sie ihren
Irrthum. Die Reiter hielten das Thor mit Gewalt so lange
offen, bis das Fußvolk zu ihrer Unterstützung herbeigeeilt war,
und die Burg wurde zerstört.
Etwa zwei Stunden unterhalb der Stadt Zürich, am rech-
teil Ufer der Limmat, besaßen die Herren von Regensberg das
Städtchen und Schloß Glanzenberg. Ohne Gefahr konnte
kein zürcherisches Waarenschiff hier vorbeifahren. Auf Rudolphs