1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Der Bund im Rütli.
berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte,
welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz-
ten die Vögte.
Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver-
letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren
Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten
Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge-
ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan-
gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch
nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben,
Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht-
los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er-
geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch
ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde
verwandeln. /
Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender
und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein
Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine
Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein
Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und
reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst
ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger
zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther
Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be-
schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts-
ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen
ausstechen und Hab und Gut wegnehmen.
In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau-
samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes.
Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto
sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen
Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am
St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs-
hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß