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1. Neuere Geschichte - S. 30

1843 - Berlin : Sander
oo Ii. Europa im Uebergange aus dem Mittelalter in die Neuzeit. die seit dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts hervortritt und Prälaten, Juristen und Gelehrte umfaßte. Während diese Bewegung im vollen Zuge ist, wird Konstantinopel von den Türken genommen, das griechische Reich zerstört und ein großer Theil seiner Bewohner nach Italien vertrieben. Diese bringen neue Kenntniß vom Alter- thume, eine Menge Manuseripte und tausend neue Hülfsmittel für das Studium der alten Welt mit. Wir begreifen leicht, wie hoch die Bewunderung und der Eifer der klassischen Schule steigen mußte; für die hohe Geistlichkeit, namentlich in Italien war dieß eine Zeit der glänzendsten Entwickelung, nicht ihrer wirklichen politischen Macht, sondern ihres Lurus und Reichthumes; stets überließ sie sich den Genüssen einer verweichlichten-, müssigen, eleganten, üppigen Civilisa- tion, der Liebhaberei für Wissenschaften, Künste. Betrachten wir einmal des Leben der Männer, die in dieser Zeit eine große politi- sche und literarische Rolle gespielt haben, eines Cardinales Bembo z. B., und die Mischung von Spbaritismus und geistiger Entwicke- lung, von sittlicher Entnervung und Kühnheit muß uns in Erstaunen setzen. Gehen wir diese Zeit durch und an ihren Ideen, ihren so- cialen Verhältnissen vorüber, so glauben wir in der That uns in das Frankreich des achtzehnten Jahrhunderts versetzt. Dort wie hier derselbe Geschmack des Geistes für neue Ideen, für ein stilles an- genehm hinfließendes Leben; dieselbe Verweichlichung, dieselbe Uep- pigkeit, derselbe Mangel an Energie in der Politik und an Glauben, bei aller Aufrichtigkeit und Thätigkeit einzelner Geister. Die Ge- lehrten des fünfzehnten Jahrhunderts stehen zu der hohen Geistlichkeit in demselben Verhältnisse, wie die Gelehrten und Philosophen des achtzehnten Jahrhunderts zu den großen Herren; sie alle haben die- selbe Meinung, dieselben Sitten, sie leben unter sich ganz ruhig da- hin, und kümmern sich nicht um den Umsturz, der sich in ihren Um- gebungen vorbereitet. Die Prälaten des fünfzehnten Jahrhunderts, den Kardinal Bembo an der Spitze, ahnten einen Luther und Calvin gewiß eben so wenig, wie die Hofleute Ludwigs Xv. eine französi- sche Revolution. Die Verhältnisse waren sich aber ganz analog. Drei große Thatsachen treten in diesem Zeitraume also in der mora- lischen Welt hervor und diese sind eine von der Kirche selbst unter- nommene kirchliche Reform; eine aus dem Volke entspringende Umgestaltung des Glaubens, und eine intellcctuelle Revolution, aus der eine Schule freier Denker hervorgeht, und alle diese Verwand-
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