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1. Neuere Geschichte - S. 62

1843 - Berlin : Sander
62 Iii. Die deutsche Reformation. der Kirche aber und alle Werke nur heilsam sind, wiefern sie den religiösen Glauben fördern oder aus ihm hervorgehen. Die geheim- nißvollen Lehren von der Dreieinigkeit und Menschwerdung waren ausgelassen, weil durch ihre wissenschaftliche Zergliederung die Fröm- migkeit nicht gefördert werde. Den spätern Ausgaben sind sie bei- gefügt. Wenn die Reformation durch dieses einfach große Glaubens- system vor den Gelehrten gerechtfertigt wurde: so bestand ihr Recht vor dem Volke am meisten darin, daß der Hierarchie das Wort Got- tes in der heiligen Schrift entgegengesetzt wurde. In seiner Einsamkeit auf der Wartburg verdeutschte Luther das Neue Testa- ment aus dem Grundierte. Nach einer Durchsicht mit Melanchthon gab er es 1522 heraus. Seitdem erschienen die einzelnen Bücher des Alten Testamentes, deren Uebersetzung im Kreise der Freunde mit kräftigem Vorurtheile für das bereits als wahr Erkannte, doch mit der höchsten Gewissenhaftigkeit berathen wurde. Also konnte 1534 die ganze heilige Schrift gedruckt werden, ein Meisterstück deut- scher Sprache und deutschen Gemüths, die Grundlage der bibelfesten Sprache und Gesinnung vieler Menschenalter. Der Kaiser war beschäftigt im Kriege gegen Frankreich, sein Bruder, der Erzherzog Ferdinand, mit Rüstungen gegen die Tür- ken: daher die Vollziehung des Ediets von Worms dem guten Wil- len der Reichsstände überlassen blieb. Leo war voller Freude über den Sieg seiner Waffen gegen Frankreich gestorben (I. Dec. 1521). Durch die kaiserliche Partei wurde Hadrian Vi. erwählt, ein red- licher, scholastisch gelehrter Niederländer, der die Nothwendigkeit einer Reformation so lebhaft erkannte, als er von Luthers Ketzereien über- zeugt war. Daher sein Legat Chieregati auf dem Reichstage zu Nürnberg (1522) eines Theils die Vollziehung deö Ediets gegen Luther als einen zweiten Mohammed eifrig forderte, daran erinnernd, daß der Aufstand, der jetzt der geistlichen Obrigkeit gelte, sich bald auch gegen die weltliche Obrigkeit wenden werde, anderntheils das Bedürfniß einer Reformation anerkannte und ihre gesetzmäßige Aus- führung an Haupt und Gliedern versprach. Die Stände hielten sich an den zweiten Theil dieser Botschaft, und eilten 100 Beschwerden gegen den päpstlichen Stuhl aufzusetzen. Auf diesen Mißbräuchen ruhe die Kraft Luthers, dessen gewaltsame Unterdrückung eben deshalb nicht ohne Gefahr einer allgemeinen Empörung möglich sei. Daher zur Abstellung der Beschwerden ein frei christlich Coneilium in einer
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