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1. Neuere Geschichte - S. 90

1843 - Berlin : Sander
90 V. Der Bauernkrieg. meinte, indem er rieth, man solle aus dem Adel etliche Grafen und Herren, aus den Städten einige Rathsherren wählen, und die Sache freundlicherweise handeln und stillen, so daß die Herren ihren stei- fen Muth herunter ließen und ein wenig von ihrer Tyrannei und Unterdrückung wichen, die Bauern aber auch sich weisen ließen, und etliche Artikel, die zu viel und zu hoch gegriffen, aufgäben. Aber eben so begreiflich ist es, daß die gutgemeinte Ermahnung die beab- sichtigte Wirkung verfehlte, und daß Luther nun bei den Genossen des Aufstandes in den Verdacht kam, er heuchle den Fürsten, und rede jetzt nach andern Grundsätzen, als nach welchen er dem Papste den Krieg erklärt hatte, und fortwährend dem Gebote des Kaisers und der Reichsversammlungen Folge versagte. Inzwischen wurde die Gestalt des Aufruhrs immer furchtbarer. Während Truchseß mit den Bundestruppen noch im Allgau und am Bodensee stand, wälzte sich das Heer der Bauern unter Anführung eines ehemaligen Gastwirths, George Metzler, aus Schwaben nach Franken. Ueberall wurden Burgen und Abteien erobert oder geplün- dert; aber freiwillig eröffneten die Bürger mehrerer Landstädte den Verkündigern einer neuen, ihnen günstigern Ordnung der Dinge, die Thore. Dieß geschah unter andern in dem würtembergischen Städt- chen Weinsberg, und ein Graf Ludwig von Helfenstein wurde bei dieser Gelegenheit mit seiner, aus siebzig Mann bestehenden Besatzung gefangen. Die Bauern, welche erfahren hatten, daß der schwäbische Bundeshauptmann diejenigen ihrer Bundesgenossen, welche in seine Hände fielen, hinrichten ließ, wollten durch ein Beispiel der Wieder- vergeltung schrecken, und verurtheilten den Grafen mit seinen Leuten zum Tode. Vergebens flehte die Gemahlin des Gefangenen, eine natürliche Tochter Kaiser Maximilians, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, die Anfithrer der Bauern kniefällig um das Leben ihres Gatten; dieser wurde mit seinen Unglücksgefährten in die vorgehal- tenen Spieße der Bauern gejagt und umgebracht, während ein Bube, der ehemals in seinen Diensten gestanden, vor ihm herging und ihm auf einer Pfeife zum Tode, wie zum Tanze, vorspielte. Der Gräfin wurde das Kind auf dem Arme verwundet, sie selbst gemißhandelt und endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn geführt. Dieser Vorfall steigerte die Wuth des Adels gegen die Bauern auf den höch- sten Grad, und verdarb auch in Luthers Augen ihre Sache gänzlich. Ohne das, was den gefangenen Bauern widerfahren war, zu einiger
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