1843 -
Berlin
: Sander
- Autor: Riedel, Karl, Hillert, Adolf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
V. Der Bauernkrieg.
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früher von den wiedertäuferischen Schwärmern veranstaltete Bewegung
als offene Empörung zum Ausbruch. Der Heerhanfe, welcher bei
Würzburg stand, war der zahlreichste und furchtbarste von allen:
daß die Bergfeste sich nicht, wie andere gethan hatten, vorzeitig er-
gab, sondern durch den Widerstand, den sie leistete, ihn fest hielt
und seine Kraft für den Tag der Entscheidung brach, ist für die Ge-
schichte von großem Folgen, als viele blutige Feldschlachten ge-
wesen.
Inzwischen war Truchseß vom Bodensee herauf durch das Würtem-
bergische gezogen. Am 2. Mai schlug er bei Beblingen und Sindel-
fingen die dasigen Bauern aufs Haupt, nahm ihnen all ihr Geschütz
und unterwarf binnen wenigen Tagen das ganze Land aufs Neue
dem Gehorsam des Erzherzogs. Das Städtchen Weinöberg ließ er
zur Sühne für den Grafen von Helfenstein in Brand stecken, und
verordnete, daß es nie wieder aufgebaut werde, sondern durch seine
Trümmern ein ewiges Denkmal des Verraths der Einwohner an dem
Adel abgeben solle, welchen harten Spruch Erzherzog Ferdinand
nachmals gemildert. Zu Fürfeld vereinigte sich Truchseß mit dem
Kurfürsten von der Pfalz, der mit einem Heer von acht bis zehn
tausend Mann das Bisthum Speier bezwungen hatte. Der Ueber-
legenheit des Geschützes und der Reiterei, wenn beide Waffen gehö-
rig angewendet wurden, vermochten die Bauern nicht zu widerstehen.
Bei Königshofen an der Tauber wurden sie in einer hitzigen Schlacht
geschlagen, und bald darauf am 5. Juni, bei Engelstadt, in einem
zweiten Treffen gänzlich aufgerieben. Unzählige Gefangene wurden
an den Landstraßen gehängt, oder sonst umgebracht, zum Theil mit
grausamen Martern, wie denn der Mensch, der dem Grafen von Hel-
fenstein zum Tode aufgespielt hatte, mit einer eisernen Kette an
einen Pfahl geschmiedet und ringsum mit Flammen umgeben ward.
Als die Sieger in Würzburg eingezogen waren, wurden die Bürger,
die Stiftsbauern und die fremden Bauern in drei Haufen gestellt,
und sechzig bis achtzig derselben enthauptet.' Der rückkehrende Bischof
zog mit Scharfrichtern und deren Gehülfen durch sein Land, um in
allen Städten und Dörfern blutige Strafbeispiele aufzustellen. Das-
selbe that Markgraf Kasimir von Brandenburg. Zu Rothenburg ließ
dieser Fürst alle Bürger und Einwohner durch einen Herold unter
Trommetenschall auf den Markt berufen, ihnen durch Hanns von
Seckendorf ihren Abfall vom Reich und die verwirkte Strafe vorhalten.