1824 -
Berlin
: Amelang
- Autor: Reuscher, Samuel Friedrich August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ihrer Bestimmung nach —> keine Vorbereitung zu Staatsge-
schäften, keine Schule für Staatsmänner, keine Beispielsammlunq
für Volköfuhrer und Gesetzgeber, keine Philosophie in Beispielen —
in welchem Sinne und Geist nicht Herodot, wohl öbtf seit'thucy-
dides, der den Uebergang zu dieser Gattung des Pragmatismus bil-
det, vorzüglich Polybius, Dionysius von Halikarnaß, Diodor
von Sicilien und Plutarch ihre Geschichten — letzterer mit rheto-
rischer Tendenz — schrieben. Vergleiche unten und über die kritische
Ansicht der Geschichte Thucydides I. u, über die praktischen Zwecke
derselben, Polybius I. i.hl. 31., Dionysius von Halikarnaß Ar-
cbaeol. Vol. Is. Pag. 978. 1027 Ars Rhetor. Vol. V. Pag. Z98.
Diodor vo.r Sicilien I. l. Plur. de Gen. Ko er., de gloria
Athen. Dieselben Grundsätze von Geschichtschreibern lehrten die
griechischen und römischen Kritiker, besonders Lucian de con-
scrit». histor., Dionysius von Halikarnaß jnd. de Thucydi-
des, Cicero de oratore lib. Ii. i5., wiewohl die Ansicht V0n der
freien künstlerischenbehandlung der Geschichte nicht ausgeschlos-
sen blieb. Siehe Crc uz er6 historische Kunst der Griechen V. Ab-
schnitt. — Wie demnächst der Pragmatismus des Herodot bloß auf
dem Bestreben beruht: die einzelnen Facta nicht als ein Aggregat von
Zufälligkeiten, sondern als ein unter dem Gesetz der Causalität ustd
einer religiösen Weltordnung sich entwickelndes nothwendiges Ganze
darzustellen und gleichsam-zu vergeistigen: et. Ii. 1.. 5. 9^. m. 1.
V. i. eben so ging auch seine wie der altern Griechen Geschichtschreibung
überhaupt von andern Prinzipien, nämlich von den Begriffen
der sinnlichen Anschauung und Betrachtung behufs der Dar-
stellung in Work und Schrift aus:
Îraçeîi' 1. durch Umhergehen und Ansehen, durch Fragen und Forschen
sich erkundigen. 2. das Erforschte und Erkundigte, beschreiben
und erzählen; daher bedeutet 3. ¡reglet — (aus drei Elementen)
der 4»?i Kenntniß aus Anschauung, der ïroçla, Kenntniß aus Er-
kundigung und yvapij, subjective Meinung (Ansicht, Glaube) bestehend;
j. die durch Anschauung (eigene und fremde), durch sinnliche Wahr-
nehmung und Zeugniß erworbene Erkenntniß, die eingezogene Kunde,
das historische Wissen, der Vortrag. 2. Die Erzählung desselben
(mündliche oder schriftliche) xôyoç, im Gegensatz von pvb-og, ¿7vcg,
<pà,Thy daher der Erzähler überhaupt (Sagen- und
Geschichtschreiber), der Geschichtschreiber (ebenfalls nach
«ensu medio) wie das spatere cvyy^ivg, ti-oçiyjg, ¡ç-oçioyçccçoi
Herodot l. Zl. 73. Ii. 19. 33. 99. Diodor von Sicilien Ii. 4-. Thu-
cydides I. i. 22. und Lexic. Polyb. von Schweighauser. Ern ähn-
licher Sprachgebrauch für historische Begriffe bei den Römern: Re
(facta in vita hominum) Geschichte, res cognoscere — erkundigen,
erforschen (Geschichte studiren) — conscribere, litteria consignare,
exponere, prodere Gesetz, schk. ; historia und des. bistoriae reruir ge-
etarum expositio. Vergleiche Vosüii ars historica »Nd Livii Prooem.
Creuzers historische Kunst rc.
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