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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 2

1868 - Mainz : Kunze
2 Erste Periode der neueren Geschichte. kenntniß des Christenthums. Daraus waren vorzugsweise diejenigen seiner Schriften berechnet, welche ihm die Gunst seiner Zeitgenossen und der Nachwelt erwarben und die Richtung der Zeit in kirchlichen Dingen unerbittlich und streng geißelten, seine „Gespräche" und sein „Lob der Narrheit." Die letztere Schrift, 1507 aus einer Reise ge- schrieben, erlebte noch zu Lebzeiten des Erasmus 27 Auflagen und wurde in alle lebende Sprachen übersetzt.^) Auch das neue Testament gab er in der Urschrift mit der lateinischen Uebersetzung heraus. Eras- mus war ein Mann von gründlicher Gelehrsamkeit und beißendem Witze; er verstand es, Irrthümer nachzuweisen, aber nicht die Wahr- heit zu lehren, und aus Liebe zur Ruhe nahm er keinen unmittelbaren Antheil an der Reformation. Er wollte sich an das Bestehende an- schließen und nicht als Gegner der Kirche auftreten, sondern unter ihrer Führung einen neuen Geist in die vorliegenden Verhältnisse bringen. Wegen dieser Unentschiedenheit war ihm Ulrich von Hutten (S. Io), Ulrich von der feurige Feind der Geistlichkeit, gram, der ohne Furcht die Ab- Hutten Wellung der Mängel in seinen Schriften verlangte. Auch Johann u. Johannes Reuchlin war ein rüstiger Vorkämpfer der Reformation. Er hatte Reuchlin. jejnen Beschützer, den Herzog Eberhard von Würtemberg, nach Italien begleitet und sich viele Kenntnisse erworben. Kaiser Maximilian ernannte ihn zum kaiserlichen Rathe und setzte ihn in den Stand, wahre Gelehr- samkeit und Bildung zu verbreiten. Gegen die klassischen Studien eiferten damals (1509) insbesondere der zum Christenthum überge- tretene Jude Pfefferkorn, Professor in Köln, welcher alle hebräischen Bücher verbrennen wollte, weil sie Schniähungen wider das Christen- thum enthielten, und der Inquisitor und Dominikanerprior Jakob von Hogstraten. Reuchlin erklärte sich gegen Pfefferkorn und bewies, daß in den hebräischen Schriften der Rabbiner viel Weisheit liege, die man nicht vertilgen dürfe. Darüber zürnte Hogstraten und leitete einen Inquisitionsprozeß gegen Reuchlin (1513) ein, welcher sich an den Papst wandte und Fürsprecher und Beschützer fand. Die Macht *) *) Die Narrheit, Beherrscherin eines großen Reiches, das alle Stände um- faßt, hält sich selbst eine Lobrede. Kein Alter, kein Stand wird dabei geschont. Mit besonderer Vorliebe verweilt sie bei den Geistlichen, welche sie hart mitnimmt, macht sich lustig über die spitzfindige Auslegung der Schrift, über die Mönche, welche es für die größte Frömmigkeit halten, wenn sie recht unwissend sind, nicht lesen und schreiben können, über Bischöfe, Cardinäle und Päpste, welche die hohen Pflichten ihres Amtes vergessen und Alles, was nur einigermaßen mühsam ist, dem Petrus und Paulus überlassen.
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