1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Ulrich von
Hutten bc-
kämpft die
Geistlichkeit
und eifert
gegen das
Papstthum in
zahlreichen
Schriften.
w Erste Periode der neueren Geschichte.
Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse
seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte
ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur
Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling
so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort-
setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich
nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete
Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in
Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi-
lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be-
raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer-
zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er
1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter
schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer
bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter
Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem-
berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte
er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine
Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn
viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un-
wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche
Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich
widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen
beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein
Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten
Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins
des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin
den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen
an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des
Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese
Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn
der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und
nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo
Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine
Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich
an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind,
Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519
von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er
Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts-
bund schloß.