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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 34

1868 - Mainz : Kunze
34 Erste Periode der neueren Geschichte. Die Wieder- täuferjohann Mnthiesen, Johann Bockhold und ihre Genossen richten in Münster gräulichen Aufruhr an. 1533—34. ein, wo die förmliche Lossagung vom Papste erfolgte (1537). Die zu diesem Zwecke abgefaßte Schrift Luthers, die sogenannten Schmal- kalder Artikel, die beiden Katechismen Luthers, bilden mit der Augs- burger Confession und der Apologie die symbolischen Bücher oder Be- kenntnißschristen der lutherischen Kirche. 10. Die Wiedertäufer und die Jesuiten. Zwei Ereignisse jener Tage schienen damals den Fortgang der Reformation zu gefährden: der Unfug der Wiedertäufer in Munster und die Stiftung des Jesuitenordens durch Ignatius Loyola. In der westfälischen Stadt Münster waren seit dem Bauernkriege häufig Unruhen zwischen den Bürgern und dem Bischof vorgekommen; der Prediger Rottmann hatte angefangen die neue Lehre zu verkündigen. Darum verließ das Domcapitel mit seinen Anhängern die Stadt und mußte es geschehen lassen, daß in den sechs Pfarrkirchen die evan- gelische Predigt gehalten wurde, während die Domkirche dem katholi- schen Gottesdienste verblieb. Allein bald brachen neue und gefährlichere Unruhen aus. Die Wiedertäufer hatten sich nach ihrer Niederlage in Sachsen in die Niederlande begeben. Von da kamen Einzelne nach Münster. Unter diesen Schwärmern zeichneten sich der Bäcker Jo- hann Mathiesen aus Hartem und der Schneider Johann Bockhold von Leyden aus. Als sie durch ihre Weissagungen das Volk auf- regten, wurden sie aus der Stadt gewiesen. Allein sie kehrten zu- rück, brachten den Prediger Rottmann, den reichen Tuchhändler Knipperdolling und den Bürger Krechting auf ihre Seite und predig- ten in den Straßen Buße und Wiedertaufe. Durch ihre Reden und Prophezeiungen wurde die Menge bethört; überall standen Propheten auf und entzückte Jungfrauen, welche den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen. Die Weiber tobten in Masse aus den öffentlichen Plätzen umher, jauchzten laut auf, hielten rasende Tänze oder sielen wie todt darnieder. Besonders zeichneten sich dabei die Nonnen aus, welche ihre Klöster verlassen hatten. Man gewahrte unter ihnen Jungfrauen aus den edelsten Familien, welche von ihren Eltern und Verwandten vergeblich zur Rückkehr aufgefordert wurden. „Ihr seid nicht unsre Eltern," riefen sie, „denn ihr habt uns in die Häuser des Todes und der Hölle begraben." Die Verirrungen waren so ansteckend, daß selbst Edelfrauen und Töchter der Unigegend ihre Männer und Väter verließen und nach Münster eilten, namentlich eine Frau von der Recke mit drei Töchtern.
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