1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Erste Periode der neueren Geschichte.
Vater, obschon ich diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweg-
gerissen werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich bei Dir ewig
bleiben und aus Deinen Händen mich Niemand reißen kann." Man
reichte ihm Arzneien; allein er wurde still. Da rief ihm k)r. Jonas
zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf die Lehre Jesu, wie Ihr sie
gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete noch vernehmlich „Ja"
und verschied so saust, daß die Umstellenden glaubten, er schluminre
nur. Ein Eilbote brachte dem Kurfürsten die Trauerbotschaft. Dieser
ließ den Leichnam nach Wittenberg bringen und in der Schloßkirche
beisetzen. Ein ungeheurer Leichenzug geleitete die irdische Hülle Luthers
von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Philipp Melanchthon hielt
eine ergreifende Rede zu Ehren des verblichenen Freundes.
Luther, welcher ein Alter von 63 Jahren erreicht hatte, hinterließ
eine Wittwe und drei Söhne. Bei ihni hat sich der Grundcharakter
des deutschen Gemüthes, Gradheit, Treue und Redlichkeit, recht lebendig
beurkundet. Seine Derbheit und Heftigkeit in seinen Streitschriften
siudet Entschuldigung in der Denk- und Redeweise seiner Zeit, in der
Natur des schwierigen Reformationswerkes und in seiner kräftigen,
gesunden Phantasie. Ueber seine unermüdete Thätigkeit muß man
staunen; 22 Folianten seiner Schriften, seine Predigten, die akademi-
schen Vorträge, Reisen und Briese bekunden am besten, wie außer-
ordentlich fleißig er war. Wie hnter unv freundlich Luther im Kreise
der Familie lebte, das wollen wir an einer andern Stelle mittheilen.
Karl V. er- Am 28. März 1546 eröffnete der Kaiser den Reichstag zu Re-
„naeho^ame gensburg. Nur wenige protestantische Fürsten hatten sich persönlich
Siande zu daselbst eingefunden, und auf Befragen, wem die Kriegsrüstungen des
ziehen Kaisers gelten sollten, erklärte Karl, er wolle nur gegen die ungehor-
samen Stände nacb seiner kaiserlichen Macht verfahren. Ohne Zweifel
erblickte er in der doppelten Weigerung der Protestanten, weder das
Eoncil noch den Reichstag beschicken zu wollen, eine Auflehnung gegen
seinen kaiserlichen Willen. Dadurch aber, daß der Kaiser den drohenden
Krieg nicht als einen Religionskrieg darstellte, gelang es ihm sogar,
einige protestantische Fürsten für sich zu gewinnen, den Herzog Moritz
von Sachsen und die brandenburgischen Markgrafen Johann von Küstrin
und Albrecht von Baireuth. Moritz von Sachsen hatte, ohne Mitglied
und gewinnt des Schmalkaldischen Bundes zu fein, die evangelische Lehre in seinem
Sachsen einen Lande befördert. Er war ein ritterlicher Herr und hatte sich itn Tür-
tapfern Bei- kenkriege so hervorgethan, daß Karl, wacher allen Deutschen abhold
itank‘ war, ihn allein zu seinem Liebling erkor. Moritz, der Schwiegersohn
Philipps von Hessen, war niit seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann