1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
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Anlagen wurden vortrefflich entwickelt und ausgebildet. __ Außer ihrer Elisabeths
Muttersprache verstand sie deutsch, lateinisch und griechisch ganz voll- u
kommen, hatte die Geschichte ihres Vaterlandes genau kennen gelernt Eigenschaften,
und ihre Religionskenntniß aus der Bibel und den Schriften Melanch-
thons geschöpft. Ursprünglich edel und großmüthig, ward sie durch die
Verhältnisse später hart und grausam. Sie war eitel und hörte es
gern, wenn man ihrer Gestalt, ihren Augen und Händen, ihrer Be-
redsamkeit und ihrem Muthe Lob spendete. Ist sie auch in ihrer
Jugend nicht schön gewesen, so muß sie doch im Alter einen unange-
nehmen Eindruck gemacht haben. Man sprach von schwarzen Zähnen,
schiefem Rückgrat, falschem, rothblondenr Haar, großer Magerkeit, einer
langen, scharfgezeichneten Nase und gelber Gesichtsfarbe. füh??die
Als Maria starb, welche gegen Elisabeth stets feindlich gesinnt Reformation
war, rief das versammelte Parlament freudig aus: „Gott erhalte die fcurd)
Königin Elisabeth! Möge sie lange und glücklich regieren!" Elisabeth
eilte nach London und wurde allenthalben mit großem Jubel empfangen.
Da sie sich nicht für die römische Kirche erklärte, so belegte sie der
Papst mit dem Banne und schenkte England seinem Lieblmg, Philipp
von Spanien. Allein Elisabeth ließ sich dadurch in ihrem Streben
nicht irre machen, berief ein vorwiegend protestantisches Parlament und
erklärte sich für das Oberhaupt der englischen Kirche. In der Durch-
führung der Reformation war sie sehr vorsichtig, indem sie ans der», begründet
katholischen Kirche viele äußere Gebräuche, die bischöfliche Verfassung
und Rangordnung der Geistlichkeit, den Satz von der apostolischen k.rchc.
Bischofssolge und von dem mit der Bischofswürde verbundenen Ordi-
nationsrecht beibehielt, in dem Glaubensbekenntnisse aber, welches in
39 Artikeln festgestellt und mit den von Cranmer entworfenen 42 Ar-
tikeln übereinstimmte, theils der reformirten, theils der lutherischen
Lehre sich anschloß. Auch ein allgemeines Gebetbuch (Common prayer
book), welches die liturgische Seite des Gottesdienstes ordnete, ward
ans alten Meßbüchern zusammengestellt und eingeführt. Der größte
Theil des englischen Volkes war mit dieser Einrichtung des Gottes-
dienstes zufrieden; ein kleinerer Theil verlangte eine durchgreifende Rich-
tung, Gleichheit der Geistlichen unter einander und die Führung des n,nds heißn,
Kirchenregiments durch Presbyters d. i. Aelteste. Diese letzteren
nannte man Presbyterianer, während die englische wegen Beibe- tcvianev.
Haltung der Bischöfe die bischöfliche oder Episcopalkirche genannt
wurde. Auch in Irland führte Elisabeth die anglikanische oder Staats-
kirche ein.