1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 135
Gegner entschieden im Vortheil war, zu schwächen. Darum schloß
Richelieu ein Bündniß mit Bernhard von Weimar (S. 99), während
er die Hugenotten im eigenen Lande bekämpfte und drückte. Er brach
die Macht des Adels und der Beamten, berief die Stände des Reichs
(seit 1614) nicht mehr und bewirkte, als die Königin Mutter nicht
aufhörte, an seinem Sturze zu arbeiten, daß dieselbe des Landes ver-
wiesen wurde und in Dürftigkeit die letzten Tage ihres Lebens in
Köln verbrachte. Ueber alle seine Feinde wußte er zu triumphiren. und macht die
Als Vorkänipfer der unumschränktesten Königsherrschaft war er ein ent-
schiedener Gegner der Hugenotten, bei denen er die Keime der Frei- Gnade des
heitsliebe deutlich sah, und was seinem Vorgänger Luynes mißlungen
war, erreichte er durch seinen eisernen Willen. Er nahm den Prote-
stanten ihren letzten Waffenplatz la Rochelle, machte dieselben ganz von
der Gnade des Königs abhängig und bereitete dadurch die Aufhebung
des Ediktes von Nantes vor. Richelieu ist auch der Gründer der
französischen Seemacht; er suchte den Produkten Frankreichs Absatz nach
überseeischen Plätzen zu verschaffen, ließ Colouieen anlegen und Ent-
deckungsreisen unternehmen. Als er 1642 starb, verlor der König
seinen größten Staatsmann. Ludwig Xiii. selbst war ein Fürst ohne
große Tugenden und Laster, abhängig von seinen Günstlingen, von
Körper schwächlich, von Charakter unentschlossen, finster und argwöhnisch.
Er war nicht ohne geistige Befähigung, und im Kriege zeigte er
Tapferkeit. An Richelieus Stelle trat noch unter Ludwig Xi ll. der Car-
dinal Mazarin, welcher ganz in die Fußtapfen seines Vorgängers trat.
2. Ludwig Xiv. tritt die Regierung an.
Ludwig Xiv. war 6 Jahre alt, als sein Vater 1643 starb, und Ludwig xiv.
führte 72 Jahre lang den königlichen Titel. Während seiner Minder- 1643—1715
jährigkeit führte die Königin Mutter, Anna von Oestreich, die Vor-
nmndschaft und schenkte als Regentin Mazarin ihr ganzes Vertrauen.
Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der re.qtert unter
nachmalige Cardinal Retz, welcher gern selbst Richelieu's Nachfolger ^^?Muttcr
geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen an, welche unter dem Anna von
Namen Fronde *) bekannt sind und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. ^Mnims
Allein Mazarin siegte über seine Gegner theils durch Waffengewalt, Mazarin.
theils durch seine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er
'■) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aufruhrs
gewählt worden zu sein, weil man gegen den Hof lärmte, wie die Straßen-
jungen mit Schleudern gegen einander tumultuiren.