1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friede zu
Ryswick1697.
Die bedräng-
ten Ungarn
rufen die
Türken zu
Hülfe wider
Leopold I
bei den Berathungen im Kreise, im Viereck, in Hufeisen- oder Eiform
sitzen wolle. Es ergab sich, daß die meisten Gesandten nicht mit aus-
reichenden Vollmachten versehen waren; man verschob die Hauptange-
legenheit aus den nächsten Reichstag. Kaiser Leopold, dessen Land und
Hauptstadt von den Türken hart bedrängt war, verlangte Stillstand,
bis der gemeinsame Feind der Christenheit verjagt sei. Ludwig sagte
denselben zu, wenn ihm Straßburg und die vereinigten Gebietstheile
verblieben. Dies wurde ihm auf dem Reichstage zu Regensburg zu-
gestanden, wenn er sich von nun an aller Reunion enthalte. Ludwig
versprach es, hielt aber nicht Wort und veranlaßte abermals einen
neunjährigen Kriegs), aus welchem er zwar siegreich hervorging, aber
Frankreichs Erschöpfung veranlaßte. Darum wünschte er zuletzt selbst
den Frieden, welcher 1697 zu Ryswick zu Stande kam. Ludwig zeigte
sich in demselben überaus großmüthig, gab alle eroberten Orte außer
Straßburg und namentlich die auf dem rechten Rheinufer gelegenen
Festungen Kehl, Breisach, Freiburg und Philippsburg heraus und be-
stand nun mit entschiedener Hartnäckigkeit darauf, daß die katholische
Religion in der Pfalz, welche er mit Gewalt wieder eingesetzt hatte,
beibehalten werden müsse. Diese Großmuth Ludwigs hatte darin ihren
Grund, daß er hoffte, nach dem Tode des kinderlosen Königs Karls Ii.,
seines Schwagers, die spanische Monarchie an sich ziehen zu können.
5. Die Türken vor Wien (1683). Johann Sobiesky.
So schwach und ohnmächtig sich Kaiser Leopold gegen Ludwig Xiv.
bewies, so streng und ungerecht verfuhr er gegen Ungarn. Hier wur-
den auf Betreiben der Jesuiten die Protestanten schwer bedrückt, die
ständischen Rechte vielfach verletzt und das Land mit Einquartierungen
so schwer belastet, daß unter den angesehensten Edelleuten eine Ver-
schwörung entstand. Diese wurde durch den Dragoman des Großveziers
dem Kaiser hiuterbracht und hatte strenge Maßregeln zur Folge. Ein
talentvoller Edelmann, Emerich Tökölh, welcher durch den Verlust seiner
Güter an den Bettelstab gekommen war, stellte sich an die Spitze der
unzufriedenen Ungarn und bat den türkischen Sultan um Hülfe. Eine
große Bestürzung herrschte in Wien, als die Nachricht vom Anzuge
des gefürchteten Türkenfeindes erscholl. Ueberall hin sandte der Kaiser
Eilboten um Hülfe, da er nur 30,000 Mann in Bereitschaft hatte. *)
*) Abermals wurde die Rheinpfalz durch Plünderung und Verheerung der
schönsten Städte und Landstriche in eine Wüste verwandelt. Melac hieß
diesmal der königliche Mordbrenner.