1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Zweite Periode der neueren Geschichte.
ausführliche Instruktion, wie der Kronprinz unterrichtet und erzogen
werden solle. Als Hauptpunkt stellte er die christliche Frömmigkeit
voran; Ehrfurcht, Hochachtung und Gehorsam gegen seine Eltern sollten
dem Prinzen frühzeitig eingeprägt, ans strenge Sittlichkeit gedrungen,
dem Stolze und Hochmuth vorgebeugt werden. Latein sollte er gar
nicht lernen, aber Französisch und Deutsch. In der Geschichte mußte
besondere Rücksicht aus die Ereignisse des hohenzollernschen Hauses und
des preußischen Staates genommen und die körperliche Ausbildung
und einfach, nicht vernachlässigt werden. „Absonderlich haben beide Hofmeister sich
gonesfürchtlg äußerst angelegen sein zu lassen, Meinem Sohne die wahre Liebe zum
erzogen. Soldatenstande einzuprägen und ihm zu imprimiren, daß nur der Degen
einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag und Er vor der
Welt ein verachteter Mensch bleiben würde, wenn Er solchen nicht
gleichfalls liebte und die einzige Gloria in demselben suchte." Ueber-
Haupt suchte der König dem Kronprinzen Geschmack an allen seinen
eigenen Lieblingsneigungen einzusiößen, und denselben soviel als möglich
sich selbst und seiner Gesinnung ähnlich zu machen. Darum mußte der
Kronprinz die soldatischen Uebungen bis zum Ueberdruß mitmachen; er
sollte die Wissenschaften gering achten, mit Musik keine Zeit verlieren,
Das Tabaks-dagegen viel reiten, sagen und die Parade besuchen. Des Abends
Collegium. toetjanintefte der König einen Kreis vertrauter Männer um sich. In
dieser Gesellschaft „dem Tabaks-Collegium" wurde aus holläudischeu
Thonpfeifen geraucht, Bier getrunken und frei über gelehrte Dinge
geplaudert. Hier sagten gewöhnlich die königlichen Prinzen*) dem
Vater gute Nacht. Auch an dieser Liebhaberei des Vaters mußte der
Kronprinz später als wirkliches Mitglied der Gesellschaft Theil nehmen.
Mißhelligkei- Allein in vielen Dingen zeigte sich bald eine gänzliche Verschieden-
ten zwischen zwischen dem Könige und dem Kronprinzen. Die Liebhabereien
dem Könige u , , r
und dem des Vaters waren dem Sohne zuwider, die Beschäftigungen des Sohnes
Kronprinzen nijt französischer Literatur, mit Musik, besonders mit der Flöte, mit
, Schachspiel, sein Wohlgefallen au französischer Tracht, seine Locken, seine
Haltung, seine Manieren mißfielen dem Könige. „Fritz ist ein Quer-
pfeifer und Poet", rief der Vater oft im Unwillen aus, „er macht sich
nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben."
Dem Kronprinzen wurde das Leben am Hofe des Vaters immer uner-
träglicher, da der König absichtlich jede Gelegenheit aufsuchte, den Sohn
zu kränken und zu mißhandeln. Als aber der König sogar verlangte,
*) Friedrich der Große hatte noch drei Schwestern, Friederike Wilhelmine,
Philippine Charlotte und Amalie, und drei Brüder, Friedrich Wilhelm,
Heinrich und Ferdinand.