1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 189
öffentlich zu bekennen, so lange sie keinen Mißbrauch von dieser christlichen
Freiheit machten. Die Zahl der Ansiedler wuchs von Jahr zu Jahr.
Engländer, Irländer, Franzosen und Deutsche, Katholiken, Puritaner,
Protestanten und Quäker wohnten friedlich bei einander und wehrten
die andringenden räuberischen und mordlustigen Indianer gemeinschaftlich
ab. Sie erhielten allmählich große Freiheiten von der englischen
Regierung und das Recht, ihre Verfassung selbst zu bestimmen.
Durch den siebenjährigen Krieg (S. 181) gewann England einen Besteuerung
großen Theil der französischen Besitzungen in Nordamerika, hatte aber
auch seine Staatsschuld um ein Bedeutendes vermehrt. Das Parlament Nordamerika,
belegte darum die Colonien, um die Tilgung der Staatsschuld zu er-
leichtern, mit Steuern. Dieselben erklärten sich bereit, Beiträge zu
zahlen, nahmen aber das Recht in Anspruch sich selbst zu besteuern.
Da aber das englische Parlament nichtsdestoweniger verschiedene Ab-
gaben zu erheben versuchte, so wurden die Colonisten unwillig, weil
sie zu den Lasten Englands beitragen sollten, ohne doch die Vorrechte
desselben zu genießen. Ihr Anmuth steigerte sich besonders durch die
Verkündigung der Stempelakte (1765); es war dies ein Gesetz, nach
welchem zu allen gerichtlichen und kaufmännischen Verhandlungen ein
Stempel verwendet werden solle. In mehreren Städten wurden die unzufrieden-
Sterbeglocken gezogen, als die Akte verkündigt wurde, und in einer heit und un-
veranstaltete man einen förmlichen Leichenzug. Ein Sarg mit der Auf- 'ui>en'
schrist „Freiheit" ward uach dem Kirchhof getragen. Voraus schritten
zwei Männer mit umflorten Trommeln; auf dem Gottesacker ward
der so früh verschiedenen Freiheit eine Leichenrede gehalten. Da ertönte
plötzlich der Ruf, man spüre noch Lebenszeichen an der Scheintodten,
man begrüßte die Wiedererstandene mit Freudengeschrei und Glocken-
geläute und führte sie in die Stadt zurück. Das Parlament nahm zwar
hierauf die Stempelakte wieder zurück (1769), führte dafür aber, um
an dem Rechte der Besteuerung festzuhalten, eine neue Abgabe für
importirtes Glas, Papier, Farben, Thee rc. ein. Nun beschlossen die
Colonisten, diese Waaren nicht mehr kommen zu lassen; darüber kam Die Thes-
es zu Boston bereits zwischen Bürgern und Soldaten zu Thätlichkeiten, steu-r erregt
in Folge deren die englische Regierung drei angesehene Bürger erschießen
ließ (1770). Als nun die Nachricht einlief, daß die Abgaben auf Boston 1773
alle Waaren mit Ausnahme des Thee's zurückgezogen seien, tranken die
Amerikaner keinen Thee mehr, und als 1773 die englisch-ostindische
Handelskompagnie zollfreien Thee brachte, nahmen sie ihn auch nicht.
In Boston erstiegen sogar 17 als Indianer verkleidete Bürger die
englischen Schisse und warfen 330 Kisten Thee ins Meer. Dieser