1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Beschwerde beim Kurfürsten von Sachsen erhob und dieser befahl, keine
Auswanderer mehr aufzunehmen. Aber Preußen, Schweden und Polen
nahmen die frommen Brüder auf, welche alsbald nach Außen eine
bedeutende Thätigkeit entfalteten und Missionäre nach Grönland, zu
den Eskimos und den Hottentotten in Afrika aussandten. Gegenwärtig
sind die Brüdergemeinden in Deutschland, England, Rußland und
Nordamerika verbreitet und mögen nahezu eine Million Glieder zählen.
In den Statuten der Herrnhuter Brüdergemeinde, welche 1727 be-
schworen wurden, heißt es wörtlich unter Andern: so: „Ein Jeder, der
da nicht bekennt, daß ihn die bloße Erbarmung Gottes in Christo er-
griffen und er derselbigen nicht einen Augenblick entbehren könne; daß
auch die größte Vollkommenheit des Lebens, wo sie zu erhalten wäre,
ohne Jesu auf sein Blut und Verdienst gegründete Fürbitte, bei Gott
gar schlecht angesehen sei, in Christo aber angenehm werde; und neben
dem nicht täglich beweist, daß es ihm voller Ernst sei, die Sünde, die
Christus gebüßet, wegnehmen zu lassen, und täglich heiliger, dem ersten
Bilde Gottes ähnlicher, von aller Anklebung der Creatur, Eitelkeit und
Eigenwillen, täglich reiner zu werden, zu wandeln, wie Jesus ge-
wandelt hat und seine Schmach zu tragen: — der ist kein rechtschaffe-
ner Bruder."
Allein alle diese einzelnen Bestrebungen waren nicht im Stande,
die französische Aufklärerei vom Gebiete der deutschen Kirche fern zu
hallen, und es zeigte sich bald, welche nachtheilige Einwirkung dieselbe
auf das kirchliche Leben im Allgemeinen, und auf die Verhältnisse des
Familienkreises ausübte.
Es bleibt uns noch zu zeigen übrig, wie die deutsche Dichtung Gottsched und
sich von dem französischen Einstusfe allmählich losmachte und eine zweite l°ine Gegner
klassische Periode hervorrief, welche ewig der Stolz des deutschen Volkes r *
bleiben wird. Für die Feststellung der Grundsätze vom Begriffe des
Schönen suchte zuerst Professor Gottsched in Leipzig in seinen Vorlesungen
und Schriften zu wirken; er war ein steifer, pedantischer und über-
müthiger Mann, welcher in großem Ansehen stand, das Theater der
Karoline Neuber aus allen Kräften förderte, aber der freien Entwickelung
deutscher Poesie und Dramatik dadurch schadete, daß er das Stegreifspiel
und den Hanswurst von der Bühne verbannte. Gottsched wollte die
Dichtkunst in Regeln einschnüren; dagegen erhob sich Johann Jakob
Bodmer in Zürich, welcher das freie Walten der Phantasie in der
Poesie empfahl und auf Englands Dichter hinwies. Ihm gebührt noch
das Verdienst, daß er auf die deutschen Dichtungen des Mittelalters
wieder aufmerksam machte. Unbekümmert um diesen Streit dichteten
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