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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 199

1868 - Mainz : Kunze
Vom westsä!. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 19» kommen zweifelte. Man hielt sie einmal für todt, und der Matrose stand schon bereit, die kleine Leiche dem Meere zu übergeben. Da drückte die Mutter ihr Kind noch einmal an ihr Herz und fühlte, daß noch Leben in ihm sei. Françoise wurde gerettet. Allein der Vater starb, nachdem er sein ganzes Vermögen durchgebracht hatte, und da die Mutter die Schulden ihres Mannes zu bezahlen sich außer Stand sah, überließ sie dem Vornehmsten ihrer Gläubiger die elfjährige Françoise als Unterpfand. Da Françoise hier in der evangelischen Religion auferzogen wurde, fühlte sich die Mutter als eifrige Katholikin darüber beunruhigt und wollte ihr Kind in die Messe führen. Fran- ziska weigerte sich; da sprach die Mutter: „Du hast mich also nicht lieb?" „„O ja"", entgegnete Franziska, „„allein meinen Gott habe ich noch viel lieber."" Da sie demungeachtet mit zur Kirche gehen mußte, hier aber dem Altare den Rücken kehrte, erhielt sie von der Mutter eine Ohrfeige. Françoise bot ihr auch die andere Wange dar und sprach: „Schlage nur zu, es ist schön für seine Religion zu leiden." Eine Verwandte, Madame de Neuillant, übernahm hierauf die Erziehung von Françoise und legte ihr, um das Kind zu demüthigen, die härtesten Arbeiten auf; sie mußte dem Kutscher die Pferde striegeln helfen, einer Bäuerin zuweilen die Haare auskämmen und die Hühner füttern und warten. Darum pflegte sie später oft scherzend zu sagen: „Mein Regiment hat früh auf dem Hühnerhofe angefangen." Von der Frau von Neuilly kam die schöne Indianerin, wie man Françoise häusig nannte, in das Kloster der Ursulinerinnen, wo sie zur katholischen Kirche übertrat. Ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit erregten allge- meine Bewunderung; doch wies Françoise alle Bewerbungen von sich und kehrte nach dem Ableben ihrer Mutter in das Haus ihrer Er- zieherin zurück, welche sie nach wie vor hart hielt. Ihre traurige Lage erregte das Mitleid des in der Nachbarschaft wohnenden Dichters Scarron und bewog ihn, um die Hand der sechzehnjährigen Françoise zu werben. Scarron war nicht reich und an allen Gliedern gelähmt; allein seine Familie stand in hohem Ansehen, und sein Haus vereinigte die größten Geister der Hauptstadt. Es dünkte der armen Waise an- genehm, der Mittelpunkt einer so ausgewählten Gesellschaft zu werden, und sie nahm den Antrag Scarrons unbedenklich an. Ihre Ehe war glücklich, und Françoise erfüllte nicht nur gewissenhaft alle ihre Pstichten als Hausfrau und Pflegerin des kranken Gatten, sondern erweiterte auch ihre Kenntnisse auf bewundernswerthe Weise. Als aber ihr Mann 1660 starb, sank sie in die vorige Noth zurück, und schon war sie im Begriffe als Erzieherin nach Portugal abzureisen, als ihr Frau von
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