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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 200

1868 - Mainz : Kunze
200 Zweite Periode der neueren Geschichte. Montespan eine Pension vom Hofe verschaffte. Zwei Jahre später ward sie Erzieherin der königlichen Kinder. Der König war ihr an- fangs wegen ihres religiösen Eifers abgeneigt; allein die Liebe und Anhänglichkeit, welche sie jederzeit ihren Pfleglingen erwies, rührten den König so sehr, daß er ihr 100,000 Livres schenkte, wofür sich die Wittwe Scarrons 1674 das Gut Maintenon kaufte, nach welchem sie sich nun nannte. Von Tag zu Tag stieg sie in der Gunst des Königs, welchem die Launenhaftigkeit der Montespan unerträglich war, und der die sanfte, bescheidene und geistreiche Frau von Maintenon nun zu seiner Vertrauten machte. Diese beschloß nun, den König zu Gott zurückzuführen, redete ihm freundlich von seinen Pffichten und gewann dadurch sein Herz. Zunächst erreichte sie es, daß der König mit der Montespan brach, alle Gunst ihr zuwandte und sie zur Hofdame des Dauphin erhob. Er kannte kein größeres Vergnügen, als sich Stunden lang mit ihr zu unterhalten, und da 1683 seine rechtmäßige Gemahlin Marie Therese gestorben war, so vermählte er sich heimlich 1685 mit ihr. Frau von Maintenon erlangte nun einen unbedingten Einfluß auf alle Angelegenheiten, setzte es durch, daß bei den Hoffesten Sitte und Anstand gewahrt wurden, und veranlaßte den König zur Frömmigkeit und zu Werken der Mildthätigkeit. So ent- warf sie den Plan zu einer Anstalt für uubegüterte Mädchen der höheren Stände. Auf ihre Bitten stiftete Ludwig Xiv. in der Abtei von St. Cyr unweit Versailles ein Institut, in welchem 250 Mädchen von 36 Nonnen und 20 Laienschwestern unentgeldlich erzogen, unter- richtet und beim Austritte mit 1000 Thalern ausgestattet wurden. Diese Bildungsschule erhielt ihre ganze Einrichtung von Frau von Maintenon, und als der König ihr öffentlich alle Rechte und Ehren einer Stifterin zuerkannt hatte, sandten die Mädchen ihrer Vorsteherin ein goldenes mit Lilien bestreutes Kreuz zu, in welches die Worte ge- stochen waren: Elte est notre guide fidèle Notre félicité vient d’Elle. „Mein Trost ist St. Cyr!" sagte Frau von Maintenon sehr häufig; dort fühlte sie sich am glücklichsten. Die mächtige, hochgeehrte Frau konnte es aber nicht erreichen, daß der König seine Vermählung mit ihr veröffentlichte. Sie verließ daher selten das Schloß Versailles; der König und die ganze königliche Familie bewiesen ihr eine Ehrfurcht, wie sie die Königin nie genossen hatte. Dabei blieb sie bescheiden und anspruchslos. Oft arbeitete der König mit seinen Ministern in ihrem Zimmer, während sie las.
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