1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Volkes nach. Vier Jahre später starb auch die von ihrem Gemahle so
tief gekränkte Königin Maria, deren Tod auf den König einen so er-
schütternden Eindruck machte, daß er ernstlich daran dachte, ein besserer
Mensch zu werden und sein lasterhaftes Leben aufzugeben. Allein die
Gräfin Dübarri, welche der Marquise von Pompadour Stelle einge- Gräfin
nommen hatte, erstickte jeden guten Vorsatz des Königs im Keime und Durant,
veranlaßte ihn zu einer Verschwendung, daß Ludwig selbst meinte:
„Die Monarchie wird wohl halten, so lange wir leben. Après nous
le déluge!" In fünf Jahren hatte die Gräfin 15 Millionen Livres
verbraucht; ihr Hang zum Aufwand kannte keine Grenzen, als sie den
König geneigt sah, ihr keinen Wunsch zu versagen. Einst kochte der
König ihr den Kaffee, während die Gräfin noch zu Bette lag. Als
Ludwig nicht Acht genug hatte, ries sie ihm laut zu: „Gieb doch Acht,
la France, dein Kaffee läuft ja zum Teufel!" Nach dem Tode des
Königs lebte sie noch 19 Jahre in Pracht und Aufwand, sah noch die
Schrecken der Revolution und mußte 1793 selbst das Schaffet besteigen.
Das leichtfertige, unsittliche Leben, welches unter Ludwig Xiv. Das leicht-
und Xv. an dem Hofe von Versailles herrschte, fand auch an anderen k"tig- Leben
Höfen Nachahmung. Namentlich führten die Kurfürsten von Sachsen H^e, wo
einen überaus glänzenden Hofhält und legten durch ihre Verschwendungen
dem Lande harte Steuern auf. Als 1694 August der Starke seinem
Bruder in der Regierung folgte, seufzte Sachsen unter den Erpressungen,
die eben erfolgt waren, und noch sollte es weit schlimmer werden.
Die Gemahlin des Kurfürsten, Christine Eberhardine, eine branden-
burgische Prinzessin, war ihrem lutherischen Glauben treu geblieben
und lebte getrennt vom Kurfürsten. Dafür herrschten andere Frauen
unumschränkt über ihn, zuerst die schöne, gebildete und geistreiche Gräfin Gräfin
von Königsmark, welche die Mutter des Marschalls Moritz von Sachsen Aurora von
ward und 1728 als Pröpstin des fürstlichen Stiftskapitels zu Qued- ^°"'bsmark,
linburg starb, und nachher die Gräfin Cosel, die Tochter des dänischen Gräfin
Obersten von Brocksdorf. August lernte sie als Gemahlin seines eoïei'
Ministers von Hoymb kennen; sie ließ sich scheiden und ward von
Kaiser Joseph zur Reichsgräfin ernannt, woraus ihr der Kurfürst ein
prachtvolles Palais in Dresden schenkte. Neun Jahre lang übte die
schöne und gebildete Frau eine unumschränkte Macht aus, wie man
dies in Deutschland noch nicht erfahren hatte. Allein ihre gränzenlose
Eifersucht und ihre lästige Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des
Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Donhof zu-
wandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau
nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvor-