Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1868 - Mainz : Kunze
224 Dritte Periode der neueren Geschichte. Ludwig Xvi. wird vom Nationalcon- vent zum Tode ver- urtheilt müthige Sprache erbitterte das französische Volk auss äußerste. Alles strömte zu den Fahnen, um dem Auslande das Recht zu be- streiten, sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Bei St. Menehould (S. 220) hemmte Dümouriez, der französische Führer, die Fortschritte der Preußen und ihrer Verbündeten und zwang sie zu einem unglücklichen Rückzug. Ungünstige Witterung und schlechte oder kärgliche Nahrung hatten die Ruhr im deutschen Heere verbreitet und solche Entmuthigung hervorgerufen, daß man alle Eroberungen wieder aufgeben mußte. Der französische General Cüstiue eilte, von der günstigen Stimmung der Rheinländer für die Freiheit unterrichtet, über Speier und Worms nach Mainz, bekam diese wichtige Festung in seine Gewalt und eroberte auch Frankfurt (1792). Aber von hier ward er durch die Hessen und Preußen bald wieder vertrieben und kehrte über den Rhein zurück. Da der König von Sardinien sich den Verbündeten angeschlossen hatte, so nahmen ihm die Franzosen Nizza und Sardinien weg. Die Jakobiner, über die Siege ihrer improvisirten Krieger, welche mit der kältesten Todesverachtung pfeifend und singend sich in das Gewühl der Schlachten gestürzt hatten, noch kühner gemacht, leiteten nun, um Ludwig auf das Schaffot zu bringen, einen Prozeß gegen denselben ein. Sie klagten ihn des Verrathes und der Verschwörung gegen Frankreich an. Die Häupter der Jakobiner, Robespierre, Danton, Marat, Pethion und Andere forderten nach dem ersten Verhöre, in welchem Ludwig auf eine lange Anklage bezüglich des ihm zur Last gelegten heimlichen Einverständnisses ruhig und klar geantwortet hatte, man solle augenblicklich das Todcsurtheil aussprechen; allein die Giron- disten setzten es durch, daß dem Könige zuvor ein Rechtsbeistand ge- währt wurde, welcher ihn vertheidigen solle. Ludwig wählte sich den berühmten Rechtsgelehrten Trouchet; ein früherer Minister, Malesherbes, schon in hohem Greisenalter, bot ihm freiwillig seine Dienste an, und beide nahmen den jungen talentvollen Deseze zum Gehilfen. Am 26. Dezember wurde der König nebst seinen Vertheidigern vor den Convent gefordert. Malesherbes konnte vor Rührung nicht sprechen; aber Deseze schilderte die Unschuld des Königs mit solcher Klarheit und Beredtsamkeit, daß ein günstiger Erfolg erwartet wurde. Allein der Tod des Königs war von den Jakobinern schon im voraus be- schlossen worden. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise der Verurtheilung währte mehrere Tage und Nächte. Das bestehende Gesetz, nach welchem ein Angeklagter nur durch zwei Drittel der Stimmen zum Tode verurtheilt werden konnte, wurde aufgehoben und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer