1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Neutralität
Preußens.
Preußens
Kriegserklä-
rung an
Frankreich.
Zustand des
preußischen
Heeres.
inniger Harmonie mit dem Könige vom gleichen Wunsche beseelt war,
überall Verbesserungen einzuführen und heilsame Einrichtungen zu schaffen
und zu fördern.
Friedliebend und besorgt für die Wohlfahrt des Landes, hatte
Friedrich Wilhelm Hi. an den Kämpfen gegen Napoleon bisher nicht
Theil genommen, dieser sogar das den Engländern abgenommene
Hannover an Preußen zur Entschädigung für das Herzogthum Cleve
und Berg abgetreten (1805). Durch die Stiftung des Rheinbundes
wurde indessen Friedrich Wilhelm Iii. auf Napoleons Plan aufmerksam,
mit Hülfe der schwächeren Fürsten die mächtigen demüthigen und zuletzt
alle zusammen stürzen zu wollen. Anfangs rieth er sogar Preußen an,
einen großen norddeutschen Bund zu stiften, mahnte insgeheim aber
Kurhessen und Sachsen vom Beitritte ab.
Als aber Napoleon ohne Preußens Vorwissen Hannover wieder
an England abtrat, ermannte sich Friedrich Wilhelm Iii., söhnte sich
mit England und Schweden aus und erhielt von Rußland die Zusage
seines Beistandes. Darauf folgte die Kriegserklärung. Allein der
Geist Friedrichs des Großen war aus dem preußischen Heere ver-
schwunden. Im Hauptquartier herrschte eine unverantwortliche Unord-
nung. Unter den Offizieren waren viele von echt preußischem Muthe,
aber sie hatten nur unfähigen Vorgesetzten zu gehorchen. Alle höheren
Offiziere waren steif gewordene Greise; die jüngeren waren durch Vor-
nehmthuerei und Liederlichkeit verdorben. Sie redeten nur vom Theater,
von Gesellschaften, Pferden, Hunden und Spielen, verachteten alles
gründliche Wissen, und wenn sie in ihren ungeheuren Federhüten mit
Puder und Zopf, knappen ledernen Beinkleidern und großen Stiefeln
ein recht martialisches Aussehen hatten und den Gamaschendienst unter
Fluchen und Rippenstößen handhabten, dünkten sie sich den Helden des
siebenjährigen Krieges ebenbürtig zu sein. Der gemeine Mann wurde
angeworben, schlecht genährt und schlecht bezahlt, aber dafür tüchtig
geplagt und gefuchtelt. Seine Flinte war schlecht, seine Kleidung zu
knapp, im Marschiren hinderlich und gegen Frost unzureichend, seine
Kost erbärmlich. Der Geiz der schlechtbesoldeten Hauptleute ging so
weit, daß sie dem gemeinen Soldaten an Nahrung und Kleidung ab-
zwackten, was sie konnten. Viele Soldaten hatten statt der Weste nur
ein Stückchen Tuch an den unteren Theil der Uniform, wo die Weste
gewöhnlich hervorsah, angenäht. Kein Wunder, daß unter solchen Um-
ständen das Heer des Königs in einer einzigen Schlacht vernichtet
ward.