1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ¿Mo
schloß, mußte er auch Tyrol aufgeben. Die Tyroler wußten nun nicht,
woran sie waren, als neues Kriegsvolk von allen Seiten ins Land
rückte. Da stellten sich Hofer und Speckbacher an die Spitze des
Aufgebots und bekämpften die Feinde mit gewaltigem Muthe. Die
Engpässe wurden besetzt, ungeheure Felsblöcke und Hölzer gerüstet zum
Hiuabrollen und Zermalmen, ganz Tyrol war ein Herz und eine Seele,
Männer und Frauen wappneten sich und kämpften für Haus und
Herd, Freiheit und Vaterland. Andreas Hofer, „Oberkommaudant
von Diroll," stellte sich an die Spitze der Landesregierung in Inns-
bruck und besorgte die Geschäfte nach seiner einfachen, schlichten Weise.
Mittlerweile wurde der Friede zu Schönbrunn abgeschlossen. Kaiser
Franz forderte die Tyroler jetzt selbst auf, sich dem Sieger zu ergeben,
nachdem er ihnen Amnestie ausbedungen hatte. Da schrieb der brave
Hofer an Speckbacher, welcher die Grenzen des Landes schützte: „Es
ist Alles aus, Oesterreich hat uns vergessen", und seinen Landsleuten
schrieb er: „Aller Widerstand hört auf." Aber ein gewisser von Kolb
und der Priester Donay gewannen Hofer durch erlogene Siege der
kaiserlich östreichischen Truppen zu einem neuen Volksaufruf. Jetzt
erklärten die Franzosen den Hofer für vogelfrei. Nirgends mehr war
er vor Spionen sicher, und obwohl er hätte fliehen können, so barg er
sich lieber aus Anhänglichkeit ans Vaterland in einer einsamen Senn-
hütte am Passeyer unter Schnee und Eis. Hier verrieth ihn Donay.
1600 Franzosen und Italiener suchten ihn in seinem Verstecke auf
und pochten an die Thüre. Da trat er heraus und sagte ihnen
kurz: „Ich bin Andreas Hofer, nach dem ihr suchet; schonet nur
mein Weib und meine Kinder!" Die Italiener mißhandelten ihn,
rauften ihnr den Bart aus und führten ihn gebunden nach Mantua,
wo er vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Niemand verwendete sich
für ihn. Napoleon befahl durch den Telegraphen von Paris aus,
ihn binnen zwei Stunden zu erschießen. Heiter ging er zum Tode.
Ohne sich die Augen verbinden zu lassen, stand er aufrecht da und
kommandirte Feuer. Die dreizehnte Kugel machte seinem Leben ein
Ende (1810). Seine Gebeine ruhen in Innsbruck, wo ihm ein schönes
Denkmal errichtet wurde. Seine Familie hat Kaiser Franz in den
Adelstand erhoben.
Der Aufruf des Erzherzogs Karl hatte auch einige kühne Männer Der Oberst
im nördlichen Deutschland veranlaßt, zur Rettung der Freiheit das Dornberg
Schwert zu ziehen (1809). Der hessische Oberst von Dörnberg ver-
suchte zuerst den König Hieronymus von Westfalen gefangen zu neh- ^ 5erbi
men; allein seine Leute ließen ihn im Stiche. Der preußische Husaren- nand S<M.