1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
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seiner Kirche aufgehängt, diese selbst nebst 15 andern dem Boden
gleichgemacht. Die Fürsprache Rußlands und Oestreichs blieb un-
beachtet.
Die Wuth der Türken gegen die Griechen fachte den Aufstand nur
noch heftiger an. Zu Wasser und zu Land brach der Krieg aus und
ward auf beiden Seiten mit der heftigsten Erbitterung und der furcht-
barsten Grausamkeit geführt. Am glücklichsten waren die Griechen zur
See. Mit ihren kleinen, gefährlichen Brandern fuhren sie an die
feindlichen Schiffe heran und steckten sie in Brand; unter Canaris,
Sachturis und Miaulis verrichteten sie Thaten, welche ihrer Vorfahren
würdig waren. Der Capudan Pascha, Admiral der türkischen Flotte,
hatte auf der Insel Chios fast alle Griechen, Männer, Frauen, Greise
und Kinder, ermorden lassen. Er ward von der griechischen Flotte
angegriffen und mit feinem Admiralschisfe in die Luft gesprengt. Gleiches
Schicksal traf seinen Nachfolger. Im Landkriege zeichnete sich Demetrius
Npsilanti, Odysseus, Niketas, die Brüder Marko und Noto Bozzaris,
Guras, Kolokotroni und Maurokordato aus und entrissen den Türken
den größten Theil von Morea.
Der Heldenmuth und die Selbstverläugnung der Griechen erregte
in ganz Europa neben hoher Bewunderung innige Theilnahme. Es
bildeten sich allenthalben Vereine zur Unterstützung der Griechen mit
Waffen, Geld und andern Bedürfnissen, und viele für die griechische
Freiheit begeisterte Jünglinge (Philhellenen) zogen als rüstige Streiter
hin nach dem Land, dem wir in so vielen Beziehungen unsre Bildung
zu danken haben. Der englische Dichter Lord Byron widmete der
Sache Griechenlands sein Vermögen, seine Kraft und fand dort, dem
Klima und der Anstrengung unterliegend, seinen Tod (1824); nächst
ihm spendete ein reicher Genfer, Eynard, bedeutende Summen.
Zm Jahr 1824 schickte der Vicekönig Mehemed Ali von Aegypten
seinen Sohn Ibrahim, einen tapfern aber grausamen Mann, dem Sultan
mit einer zahlreichen Macht zu Hülfe. Die unter sich uneinigen Griechen
vermochten nicht zu widerstehen. Eine Stadt nach der andern fiel trotz
der heldenmüthigsten Gegenwehr. Besonders zeichnete sich die Besatzung
von Missolunghi rühmlich aus, welche lange die heftigsten Angriffe des
zürnenden Ibrahim abschlug. Als die tapfere Schaar immer mehr
zusammenschmolz und zuletzt sich nicht mehr gegen den überlegenen
Feind zu halten vermochte, versuchte sie Nachts in geschlossenen Gliedern
mit Weibern und Kindern in der Mitte einen Ausfall. Allein der
Plan war verrathen worden, und als die Belagerten herausdrangen,
stürzten die Türken auf sie los. 1000 Mann schlugen sich durch, die