1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der lombar-
dische Krieg
(1859).
Alexander Ii. wandte jetzt seine Hauptsorge der inneren Wohlfahrt
seines Reiches zu, und die Aufhebung der Leibeigenschaft bekundete
einen Hauptfortschritt. Die Gefangennehmung Schampls endete den
langjährigen Krieg gegen die Bergvölker im Kaukasus (1859), aber
die Unzufriedenheit der Polen mit der russischen Herrschaft führte einen
Aufstand hervor (1863), der nur durch vieles Blutvergießen gedämpft
werden konnte.
In der Lombardei war die Unzufriedenheit mit der östreichischen
Herrschaft in stetem Wachsen begriffen, und auch eine unbedingte Am-
nestie des Kaisers Franz Joseph (1857) war nicht im Stande, eine
günstigere Stimmung zu erwecken. Alle Hoffnungen auf Freiheit und
Einheit Italiens richteten sich immer niehr aus den König Victor
Emanuel von Sardinien und Piemont, den Sohn Karl Alberts, der
bei seiner feindseligen Gesinnung gegen Oestreich ans Frankreichs Hülfe
hoffte und seine Tochter dem Vetter des Kaisers Napoleon Ui. zur
Gemahlin gab. Napoleon trat auf die Seite des Königs Victor
Emanuel, und seine unfreundliche Erklärung am 1. Januar 1859
gegen den östreichischen Gesandten machte den Ausbruch eines Krieges,
in dem der französische Kaiser seine Idee, Italiens Freiheit bis zum
Adriameere, verwirklichen werde, unzweifelhaft. Die anderen Großmächte
bemühten sich indessen, den Ausbruch des Krieges durch einen Friedens-
Congreß zu beseitigen; da aber Oestreich, um nicht mit Victor Emanuel
aus einem Congresse sitzen zu müssen, diesem die Forderung einseitiger
Entwaffnung vorschlug, die natürlich zurückgewiesen ward, fielen die
Oestreicher am 29. April 1859 in Piemont ein, indem sie den Ticino
überschritten. Bald aber erschien Napoleon mit 200,000 Mann in
Italien und eröffnete einen in allen Treffen siegreichen Feldzug gegen
die Oestreicher. Diese wurden am 20. Mai bei Montebello, am 31.
bei Palestre, am 4. Juni bei Magenta geschlagen und zogen sich eiligst
aus der Lombardei zurück. Kaiser Napoleon hielt mit König Victor
Emanuel seinen Einzug in Mailand und drang, während Garibaldi
die nördlichen Theile der Lombardei eroberte, über Brescia bis an die
Grenze Venetiens vor. Hier fand am 24. Juni die mörderische Schlacht
bei Solferino statt. Während man aber allgemein den Angriff der
Franzosen auf Venedig und die vier Festungen an der lombardischen
Grenze erwartete, schloß Napoleon einen Waffenstillstand und hatte am
11. Juli eine persönliche Unterredung mit dem Kaiser Franz Joseph
zu Villafranca, wo ein Friede geschlossen wurde, in dem Oestreich die
Lombardei an Napoleon abtrat, und dieser sie an Victor Emanuel
schenkte. Die Bestimmungen dieses Friedens wurden zu Zürich unter-