1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 301
mit den angesehensten Künstlern des Auslandes (den Franzosen Gérard,
Horace Vernet, den Engländern West und Wilkie) nicht ohne bedeuten-
den Erfolg gewetteifert. Kunstoereiue und Kunstausstellungen haben
das allgemeine Interesse auf sich gezogen und Vortheilhaft auf Leistungen
und Bestrebungen der Künstler eingewirkt. Unter den Meistern in der
Musik nehmen neben den Italienern Rossini, Bellini, Donizetti, und
den Franzosen Boildieu und Auber die Deutschen eine hervorragende
Stellung ein. Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy, Karl Maria von
Weber, Louis Spohr, Friedrich Schneyder, Meyerbeer, Marschner, Lachner,
Richard Wagner u. A. haben herrliche und gediegene Tonwerke geschaffen.
Großartige Musikfeste, Sängervereine und Liedertafeln haben den in
ganz Deutschland regen Sinn für die Tonkunst erhalten und zu allen
Zeiten Gutes und Tüchtiges geleistet.
§. 37. Die Frauen in dem 19. Jahrhundert.
Der letzte Zeitraum der neuen Geschichte beginnt mit der fran-
zösischen Revolution, jener furchtbaren und gewaltsamen Staatsnm-
wälznng, an welcher das weibliche Geschlecht nicht geringen Antheil
genommen hat. Frauen befanden sich in den vordersten Reihen derer,
welche die Bastille stürmten und die Besatzung niedermachten; Frauen
führten jenen zügellosen Haufen an, welcher unter strömendem Regen
von Paris nach Versailles aufbrach und die königliche Familie im
Schlosse belagerte und beschimpfte. Die Damen der Halle waren über-
all zugegen, wo es Aufruhr und Mord zu fördern galt. Sie drängten
sich an die Gefängnisse heran, um die Unglücklichen zu verhöhnen und
zu mißhandeln und verfuhren gegen Niemanden grausamer und un-
menschlicher, als gegen ihr eigenes Geschlecht; sie begleiteten die be-
mitleidenswerthen Opfer der Volkswuth zur Guillotine und jubelten
laut auf, so oft der Henker sein blutiges Werk vollendet hatte. Am
10. August 1792 war es eine Mademoiselle Theroigne, welche sich
bei Erstürmung der Tuilerien vor allen Männnern hervorthat. Sie rief
die Fliehenden zurück und griff an der Spitze der Marseillcr zum
zweiten Male an. Man belohnte ihren Muth durch einen Ehrenplatz
in der Nationalversammlung, wo sie nur im Neitkleide und in der
Uniform der Nationalgarde erschien. Robespierre hatte beständig ein
Gefolge von Weibern im Hause und in öffentlichen Versammlungen um
sich, welche ihren Herrn und Meister an Grausamkeit und Blutdurst
übertrafen. Auch zu den widerlichsten Orgien, welche bei dem soge-
nannten Cultus der Vernunft gefeiert wurden, gaben sich Frauen und
Der Antheil
der Frauen
an der fran-
zösischen Re-
volution.