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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 302

1868 - Mainz : Kunze
302 Dritte Periode der neueren Geschichte. Die Verfol- gung der Frauen und ihre Todes- verachtung. Leben und Schicksal der Königin Marie An- toinette. Mädchen her und beleidigten, indem sie sich als Göttinnen der Ver- nunft auf die öffentlichen Altäre stellten und von einem wilden Haufen rasender Thoren begaffen und umtanzen ließen, die angeborne Scham- haftigkeit des weiblichen Geschlechts. Auf der andern Seite wurde das weibliche Geschlecht in Frank- reich zur Zeit der blutigen Revolution aufs grausamste verfolgt und mißhandelt. An ihm grade ließen die blutdürstigen Jakobiner ihre ganze Wuth aus, und die peinlichen Verhöre, in denen weder die Tugend noch das Zartgefühl geschont wurde, waren noch empörender, als das Gefängniß und der Tod. Der Prozeß der Prinzessin Lamballes, der Madame Roland und der Königin Marie Antoinette, ihrer Schwägerin Elisabeth und der nachmaligen Herzogin von Augouleme liefern sprechende Belege hierfür. Erhebend sind die zahlreichen Beweise, welche Frauen und Jungfrauen in Opferfreudigst und Todesverachtung geben. Frauen erschienen vor den Gefängnissen und verbrachten daselbst den ganzen Tag, den Blick auf die umgitterten Fenster gerichtet, hinter welchen man ihre theuersten Angehörigen verwahrt hatte. Durch Verwünschungen und laute Aeußerungen gegen das zügellose Treiben der despotischen Jakobiner suchten sie sich absichtlich den Kerker und den Tod zu er- werben, um das traurige Loos ihrer Angehörigen theilen zu können. Als Lavergne, der Commandant von Longwy (S. 223), zum Tode verurtheilt wurde, rief seine Gattin mit fester, lauter Stimme: „Es lebe der König!" Sie wurde, wie sie es gewünscht und beabsichtigt hatte, sofort ergriffen und mit ihrem Gemahle guillotinirt. Auch während der Exekution offenbarte sich weiblicher Heldeumuth in der edelsten Weise. Eine Frau von Jourdain sollte mit ihren drei Töchtern in der Loire ertränkt werden. Ein Soldat wollte die jüngste, deren Schönheit ihn rührte, retten; aber sie stürzte sich selbst in den Fluß, um das Schicksal ihrer Mutter und Schwestern zu theilen. Sie sank nicht unter, weil sie auf einen Haufen von Leichen gerieth. „Stoßt mich hinunter, ich habe nicht genug Wasser," rief sie, und so wurde sie endlich unter die Fluthen gedrängt. Die meisten Beweise von Aufopferungsfähigkeit, Muth und Todesverachtung von Seiten der Frauen liefert der blutige Kampf in der Vendäe. Unter deu Frauen, welche ein Opfer der Revolution geworden sind, nimmt die Königin Marie Antoinette die hervorragendste Stelle ein. Sie war eine Tochter des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia und wurde 1755 zu Wien geboren. Unter den Augen ihrer hochgeseierten Mutter erhielt sie eine vortreffliche Erziehung und Aus- bildung und vermählte sich 1770 mit dem Dauphin von Frankreich,
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