1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Königin Ka-
tharina von
Würiemberg,
eine geborne
Großfürstin
von Rußland.
Gelassenheit, die nur Ruhe des Gewissens und reine Zuversicht geben
kann. Deßwegen seien Sie überzeugt, bester Vater, daß wir nie ganz
unglücklich sein können, und daß Mancher mit Kronen und Glück be-
drückt nicht so sroh ist, als wir es sind. Gott senke jedem Guten den
Frieden in seine Brust, und er wird noch immer Ursache zu Freude
haben. Noch Eins zu Ihrem Troste, daß nie Etwas von unserer
Seite geschehen wird, das nicht mit der strengsten Ehre verträglich ist,
und was mit deut Ganzen geht. Denken Sie nicht an einzelne Er-
bärmlichkeiten. Auch Sie wird das trösten, das weiß ich, sowie Alle,
die mir angehören. Ich bin auf ewig Ihre treue, gehorsame, Sie
innigliebende Tochter und Gottlob, daß ich es sagen kann, da Ihre
Gnade dazu mich berechtigt
Ihre Freundin Luise.
• Eine ganz vorzügliche Mutter des Landes war auch Katharina
Paulowna, eine geborne Großfürstin von Rußland, die Gemahlin des
Königs von Würteiuberg. Ihre mitleidige, fromme und gute Seele
half der Armuth auf, welche durch die Drangsale des Krieges und
durch eingetretenen Mißwachs hoch gestiegen war, und trieb sie an,
alle gefühlvollen Seelen Würtembergs, besonders aber die Frauen als
den Theil der menschlichen Gesellschaft, dessen vorzüglicher Beruf ist im
Leben zu helfen, zur Mitwirkung aufzufordern. Willig folgten Männer
und Frauen der Aufforderung ihrer edlen Landesnmtter, und der auf
diese Weise entstandene Wohlthätigkeitsverein beglückte viele Tausende
und rettete sie vor dem Hungertode. Frauen leiteten und verwalteten
die Speise- und Unterstützungsanstalten, spürten verschämte Nothleidende
aus, und unterzogen sich willig dem Geschäfte des Kochens und Ver-
theilens der Speisen. Um so manchem arnieu Staatsbürger die Mittel
zu verschaffen, ohne Verletzung des Ehrgefühls sein Leben nicht nur
zu fristen, sondern auch nützlich hinzubringen, errichtete Katharina
überall Arbeitsaustalten; denn Arbeit verschaffen, sagte sie, hilft mehr,
als Almosen geben. Zn dieser Absicht gründete sie in dem traurigen
Nothjahr 1817 eine Waarenhalle zu Stuttgart, welche den Arbeiten
verschämter Armen und den Geschenken wohlthätiger Frauen und Mädchen
eröffnet ward. Die angesehensten Frauen aus den höheren Ständen
besorgten persönlich den Verkauf. Eine Sparkasse trat in Verbindung
mit dem Wohlthätigkeitsverein und gab den Armen Gelegenheit, einen
Sparpfennig für Zeiten der Noth anzulegen. Vor Allem jedoch strebte
Katharina darnach ihre Unterthanen sittlich und geistig zu heben. Dies
Verlangen rief eine musterhafte Armenschule ins Leben, in welcher an
400 Kinder dem Müssiggange und deni Laster entrissen wurden. Mit