1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Einleitung.
die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst
Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst ant
folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trünke, waren
sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamer Weise nüchtern,
wie ein ernstes Geschäft und wagten auf Gewinn und Verlust so toll-
kühn, daß sie, wenn Alles verloren war, aus den letzten entscheidenden
Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger
Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen
Sache. Der Verlierende ging nämlich ohne Murren und Widerrede
in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen,
auch wenn er jünger und stärker war, als fein glücklicher Gegner. In
der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel ge-
wonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des
Gewinnstes. Die Knechte brauchten sie gewöhnlich nicht zu bestimmten
häuslichen Verrichtungen, sondern sie gaben ihnen Haus und Feld zur
Bearbeitung. Dafür entrichteten diese ihrem Herrn eine Abgabe an
Getreide, Vieh oder Kleidung. Häusliche Geschäfte besorgten Kinder
und Frauen.
Beschafti- Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und
^Männer.^ Fischfang. War der Krieg beendet, so besuchten sie die Jagd, für
welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner
der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als
Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen hielten die alten Germanen allein
für ehrenvoll, und darum wurden auch die Knaben darin von Jugend
auf geübt. Es gab für die Jünglinge kein größeres Fest, als wenn
sie zuerst mit dem Vater die reißenden Thiere des Waldes erjagen oder
das heiße Getümmel der Schlacht an seiner Seite kennen lernen durften.
Der Sohn lernte vom Vater den Gebrauch der Waffen hochachten und
die Beschäftigung des Friedens geringschätzen. Darum blieben auch die
Männer, wenn Krieg und Jagd ruhten, müßig und fröhnten ihrer Eß-
und Trinklust oder schliefen. Die tapfersten und thätigsten Männer
thaten dann Nichts und überließen die Sorge für Haus und Hof den
Frauen. Sie hielten es für unwürdig den Acker zu bauen und durch
Schweiß und Arbeit den Lebensunterhalt zu erwerben, wenn man ihn
auf anderem Wege, durch Kampf und Blut, gewinnen könne.
Die germani- Die germanischen Frauen standen allenthalben in hohen Ehren,
scheu Frauen Man glaubte, es wohne ihnen etwas Heiliges inne, und sie könnten
""geehrt^ mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Die Ehre und Un-
schuld der Frauen war den Männern stets heilig; Niemand lächelte
über das Laster. Die Ehe wurde vom Manne selten vor dem 30.,