1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Aus der deutschen Vorzeit.
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nach Ravenna, nur sein tapferer Feldherr Aetius, der Sieger von
Chalons, verlor den Muth nicht, sammelte ein Heer und erschwerte dem
Feinde das rasche Vordringen. Die Hitze, der feurige Wein und der
Uebersluß nicht gewohnter Früchte aller Art erzeugten im Heere Attilas
verheerende Seuchen, welche die Reihen der Hunnen lichteten. Langsam u,-.d bedr°bt
näherte sich Attila dem ohnmächtigen Rom. Jetzt erschien eine römische
Gesandtschaft im Lager des Hunnenköuigs; an ihrer Spitze stand der
greise Bischof Leo. Seiner feurigen Beredsamkeit gelang es, indem er
an das Schicksal Alarichs (S. 15) erinnerte, das Herz des finsteren
Feindes zu rühren und ihn selbst zum Rückzug zu bewegen.
Im-folgenden Jahre raffte der Tod durch die Hand der eigenen ^ l:iri
Gemahlin, der schönen Jldiko, den Schrecken des Abendlandes dahin. ’mcrb(,t
Die Nachricht von seinem Tode verbreitete allgemeine Trauer unter den
Hunnen. Ein prachtvolles Zelt ward unter freiem Himmel ausgeschlagen,
und aus herrlichem Polster der Leichnam zur Schau ausgestellt. Mit
geschorenem Haare und zerfetztem Gesichte ritten die Hunnen um das-
selbe. Dann legten sie den Leichnam in einen goldenen Sarg: diesen
umschloß ein silberner und diesen wieder ein eiserner. Nachts begruben
sie ihn; die Sklaven, welche das Grab geschaufelt hatten, wurden sofort
getödtet, damit Niemand erfahre, wo Attila mit seinen Schätzen ruhe.
Nach Attilas Tod entstand Uneinigkeit unter seinen Söhnen, und End« des
das Hunnenreich zerfiel. Die Hunnen schwinden allmählig ganz aus stnita«
den Geschichtsbüchern: von den ihnen dienstpflichtigen Völkerschaften ge- T°d.
laugten alsbald die Ostgothen zu großer Macht und bedeutendem An-
sehen. Sie wurden von drei Königen beherrscht.
Die Ostgothen nahmen nach dem Sturze des Hunuenreichs das tif Efaß*
ungarische Tiefland zu beiden Seiten der Donau von Preßburg bis ruhigen das
Belgrad ein. Sie zwangen durch ihre beunruhigenden Einfälle in die eströmuse
Provinzen des oströmischen Reichs den griechischen Kaiser zu einem Jahr-
geld, mußten aber auch zur Aufrechthaltung des Friedens ihren Königs-
sohn Theodorich, der erst sieben Jahre alt war, als Geisel nach Constan-
tinopel senden; hier blieb derselbe 11 Jahre und bildete seine ausge-
zeichneten körperlichen und geistigen Anlagen sorgsam aus. Unverdorben Thcodonck in
kehrte er zu den Seiuigen zurück und bestieg den Thron des Vaters, ^°^q-bud^
welchem das ganze Reich der Ostgothen mittlerweile anheimgefallen war.
Mit jugendlicher Kraft schlug er die Feinde seines Volkes, daß Zeno ihn
zu sich nach Eonstantinopel berief und mit den höchsten Ehren überhäufte.
Theodorich hörte aber, daß sein Volk Mangel leide, und trat darum
vor den Kaiser und sprach: „Das Abendland, welches vordem unter
dem Scepter Eurer Ahnen stand, schmachtet jetzt unter dem Joche des