1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
20
Einleitung.
Rugierfürsten Odoaker (I. S. 201). Gestatte mir, daß ich mit meinem
Volke dahin ziehe und ihn vertreibe. Siege ich mit Gottes Beistand,
dann möchte ich als Euer Sohn und Diener die Herrschaft Italiens
besitzen; werde ich besiegt, so seid Ihr des Iahrgeldes ledig, welches
Euch jetzt belästigt." Zeno willfahrte den Bitten Theodorichs und ent-
ließ ihn mit reichen Geschenken.
gründet in Also brach der ganze Stamm der Gothen im Frühjahr 489 auf:
ostgomäes d-^^uner, Weiber und Kinder mit den Heerden und der gesammten
Reich, 493. Habe und stieg die Alpen hinab in das Tiefland von Oberitalien.
Bei Aquileja verlor Odoaker die erste Schlacht, er mußte sich bis
Verona zurückziehen. Hier erfocht Theodorich, welcher seitdem in der
Heldensage Dietrich von Bern genannt wird, einen zweiten Sieg und
schloß seinen Gegner in Ravenna ein. Odoaker widerstand noch drei
Jahre, mußte aber zuletzt Land und Krone an Theodorich abtreten,
welcher seitdem den Pnrpurmantel anlegte*). Ganz Italien gehorchte
seinen Befehlen; Verona und Ravenna erhob er zu seinen Residenzen.
Auch Sicilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er
seinem Scepter. Theodorich ward allgemein geliebt und hochgeehrt.
Theodortch Theodorich behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches
herrscht ge- mild und gerecht. Er behielt römische Sitten und Gebräuche möglichst
bei. Seinen Gothen gab er das Drittel der Ländereien, welches Odo-
akers Leute gehabt hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des
römischen Staates bestehen, so daß die Römer stets nach römischem
Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig.
Die Gothen wurden nach gothischem Herkommen gerichtet, und es kam
eher vor, daß die Gothen nach römischem, als die Römer nach gothi-
schem Rechte abgeurtheil wurden. Den Gothen wies er den Wehr-
^ stand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den
Tein'sbov/ Römern. Darum mußten die Gothen unablässig in den Waffen sich
tapfer, üben, und ihre Kinder durften keine römischen Schulen besuchen, weil
nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furch die feind-
lichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Ruthe
des Lehrers gezittert hätten. Sowie er sein Volk zu tüchtigen Kriegern
heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen
Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft.
') Bei der Uebergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben
und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher ließ er ihn bei einem Mahle
todten, angeblich weil Odoaker eine Verschwörung im Schilde geführt habe.