1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Zweite Periode des Mittelalters.
erst dann den Purpur und die Tiara anzulegen, wenn er durch die
Wahl der Bischöfe der Nachfolger Petri geworden fei. Und erst nach-
dem Alles so vollbracht war, betrachtete sich Bruno als rechtmäßigen
Papst und hieß seitdem Leo !X.
3. Heinrich Iv. (1056 — 1105.)
Der minder- Heinrich Ul. war erst 39 Jahre alt, als er 1056 nach kurzer
Hein^tch^iv. Rankheit unweit Quedlinburg verschied. Er hinterließ seinem sechs-
jährigen Söhnchen Heinrich Iv. den Thron, dessen Mutter Agnes, die
edle, verständige und lebensfrohe Tochter des Herzogs Wilhelm von
Aquitanien, die Leitung des Reiches bis zu Heinrichs Iv. Volljährigkeit
übernehmen sollte. Ihr standen ansatigs der Papst und nach ihm der
Bischof von Augsburg treulich bei. Um die durch Heinrichs Ul. Strenge
aufgebrachten Fürsten zu gewinnen, ertheilte ihnen Agnes Länder und
Rechte, die ihr Gemahl ihnen vorenthalten hatte, insbesondere dem
Grasen Otto von Nordheim das Herzogthum Baiern, Schwaben dem
Grasen Rudolph von Rheinfeldeu und Kärnthen dem Berthold von
Zähringen. Allein sie erreichte ihren Zweck nicht. Mehrere Fürsten
fühlten sich zurückgesetzt, namentlich der Erzbischof Hanno von Cöln,
ein gelehrter, frommer und strenger Herr, aber stolz und ehrgeizig,
einfach und herrschsüchtig, der Erzbischof von Mainz, Graf Ekbert von
Braunschweig und Otto von Nordheim; sie hielten es für unerhört,
daß eine Frauenhand die Zügel des Reiches führe. Die mißvergnügten
"Mutter" Fürsten beschlossen, den jungen König seiner Mutter zu rauben. Heuch-
geraubt. lerisch lud Hanno die Kaiserin ein, zu Ostern (1062) ihr Hoflager
in Kaiserswerth am Rhein zu halten. Die Einladung ward ange-
nommen. Während sich Agnes eines Tages in fröhlicher Sorglosigkeit
den Freuden der Tafel überließ, lockte man den jungen König auf eine
prachtvolle Nacht Hannos. Kaum hatte Heinrich das verrätherische
Schiff bestiegen, um das Innere desselben zu betrachten, so flog es
pfeilschnell stromabwärts. Heinrich schrie laut nach seiner Mutter,
sprang über Bord und wäre sicher ertrunken, wenn ihm nicht Ekbert
von Meißen mit eigner Lebensgefahr gefolgt wäre. Man brachte den
königlichen Knaben wieder auf das Schiff und behielt ihn trotz aller
Bitten der Mutter im bischöflicheu Palast zu Cöln. Agnes ging nach
Italien und brachte ihre Tage in Kummer und Klagen hin.
Die Bischöfe Hanno erzog den jungen Kaiser zur Einfachheit und Nüchternheit,
Gbtucn 3ur Thätigkeit, zur Bescheidenheit und zur Achtung der Rechte des
deutschen Volkes und der Fürsten. Allein seine Regentschaft mußte
wegen vieler Gewaltthätigkeiten und Willkürlichkeiten, welche er sich