1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Zweite Periode des Mittelalters.
Der tapfere Normannenherzog Robert Guiscard (§. 21, 4), welchen de:
Papst kurz vorher zum Herzog von Apulien und Calabrien gemacht
hatte, gelobte, dies Collegium der Cardinale zu schützen.
1073 bestieg Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. den rö-
sicht^von ^der mischen Stuhl. Seine Ansichten über die Stellung, welche der Papst
Macht des gegenüber dem Kaiser und der weltlichen Macht einzunehmen habe,
Papstes undtz^^e er in folgenden Sätzen aus: „Der Papst ist der Stellvertreter
Christi aus Erden; als solchem kommt ihm auch die höchste Gewalt auf
Erden zu. Ihm sind die Könige zum Gehorsam verpflichtet, mithin
alle geistlichen und weltlichen Verhältnisse untergeordnet. Denn wie die
Welt durch zwei Lichter erleuchtet wird — durch die Sonne, das größere,
und den Mond, das kleinere: so wird auch die Welt nur durch zwei
Gewalten gelenkt, die größere apostolische und die kleinere königliche.
Und wie der Mond sein Licht nur von der Sonne erhält, so empfangen
auch alle weltlichen Regenten ihre Gewalt nur vom Papste, dem die
seinige unmittelbar von Gott gegeben ist." Nach diesen Grundsätzen
ordnete Gregor die römische Hierarchie.
samkeit^dcs Schon früher hatten die Päpste in streitigen Fällen durch ihr
Bannes und Ansehen und gewisse kirchliche Strafen manchen Fürsten und Herren
^°diktcs°^ 3ur Nachgiebigkeit zu zwingen gewußi. s Solche wirksame Mittel waren
insbesondere der Kirchenbann und das Interdikt.
Wer mit dem Banne belegt wurde, war von der Kirchengemein-
schaft ausgeschlossen und konnte die Kirche iud;t betreten, an gottesdienst-
lichen Versammlungen, an der Messe, der Beichte und dem Abendmahl
Was versteht keinen Antheil nehmen. Achtete ein Fürst den Bann nicht, so entband
Bann"und der Papst dessen Unterthanen vom Eide der Treue und gebot ihnen,
Interdikt? vem Fürsten nicht niehr zu gehorchen. Das Interdikt war der über
eine Stadt oder eine Provinz oder ein ganzes Land ausgesprochene
Bannfluch; so lange dasselbe währte, hörte aller Gottesdienst auf, die
Kirchen wurden geschlossen, die Glocken durften nicht geläutet, die
Sacramente nicht verwaltet, die Todten nicht mit kirchlicher Feierlich-
keit bestattet werden. Das Interdikt war ein äußerst wirksames Mittel,
ungehorsame und widerstrebende Fürsten und Völker zum Gehorsam
der Kirche zurückzuführen, und war zuerst 998 in Anwendung gekommen.
Wie wirksam Gregor Vi!. von diesen Strafmitteln Gebrauch zu machen
wußte, wird das Folgende lehren.
Krrgor be> Schon 1074 erneuerte Gregor die Gesetze gegen die Simonie.
1simonie? Darunter verstand man den Verkauf geistlicher Stellen, den Psründen-
handel, wodurch oft unwürdige Priester durch Geld oder Versprechungen
sich geistliche Stellen verschafften. Der Samaritaner Simon der Zauberer