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1. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1867 - Mainz : Kunze
Bon der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. jc. 01 durch Burgund und Savoyen über den Mont Cenis nach Italien zu gelangen suchen. Der ungewöhnlich strenge Winter (der Rhein war vom I I. November bis zum 15. März fest zugefroren) hatte auf den Alpen eine bedeutende Masse Schnee angehäuft, die Pfade verweht und un^'fa9™e6jn Abgründe zugedeckt. Jeder Schritt war mit Lebensgefahr verknüpft. Auf Händen und Füßen kroch die königliche Familie die gefährlichsten Stellen hinauf und hinab, an steilen, glatten Abhängen mußte die Königin mit ihren Frauen in Ochsenhäute genäht und an Seilen ge- zogen oder hinunter gelassen werden. Doch geschah kein Unfall. Als die Ankunft des Königs in Italien bekannt wurde, eilten ihm viele Grafen und Bischöfe entgegen und hofften, Heinrich werde den Papst absetzen; sie versprachen dem Könige ihren Beistand. Der König wollte aber Befreiung vom Banne, und als er hörte, daß Gregor Vii. bereits aus dem Wege nach Augsburg begriffen sei und bei der Gräfin Mathilde*) aus dem Schlosse Canossa weile, eilte er dahin und erlangte endlich, daß der Papst ihn vor sich lassen wollte. Nachdem Heinrich alle Zeichen seiner Würde abgelegt hatte, wurde er baarfuß, im Büßer- und demü- gewande, in die zweite Ringmauer des Schlosses eingelassen. Hier mußte der deutsche König vom 26. bis 28. Januar in der grimmigsten zu Canossa Kälte vom Morgen bis Abend stehen. Am 29. Januar endlich ließ 1077‘ ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlicher Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann feierte Gregor in Heinrichs Gegenwart die heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe, hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle tödten." Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie, und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach: „Die Großen des Reichs haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des *) Mathilde war eine fein gebildete, schöne und kühne Frau, an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern reich. Sie war die einzige Toch- ter des reichen Markgrafen Bonifacins von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen. Sie gebot über Parma, Mantua, Modena, Reggio, Piacenza, Verona, die meisten Städte Toskanas und reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl Gozelo der Bucklige lebte in Deutschland auf Heinrichs Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Sie war Heinrichs Iv. Base.
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