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1. Geschichte des Mittelalters - S. 126

1867 - Mainz : Kunze
126 Dritte Periode des Mittelalters. päpstlichen Legaten Roland Bandinelli wird gebüh- rend zurück- gewiesen. Friedrich demüthigt die Mailänder Folge. Als Friedrich in Besannen, welches er durch seine Heirath mit Beatrix, der Erbin von Burgund (1156), empfangen hatte, einen Reichstag hielt, erschien der Cardinal Roland Bandinelli mit einem Schreiben, worin der Papst über die Beraubung eines schwedischen Bischofs Beschwerde führte und folgenden Eingang sich erlaubte: „Glorwürdigster Sohn! Du sollst doch so billig sein zu erwägen, wie gütig Deine Mutter, die heilige römische Kirche, Dich ausgenommen und was für Hoheit und Ehre sie Dir übergeben, da sie Dir die kaiserliche Krone aufgesetzt. Es reut uns dies nicht, sondern wir wür- den uns darüber freuen, wenn Deine Vortresslichkeit noch größere Benesicien von uns erhalten hätte rc." — Da das Wort Benesicien außer seiner Bedeutung „Wohlthaten" im Mittelalter auch die Be- deutung „Lehen" hatte, so gab sich nach dem Verlesen des päpstlichen Schreibens unter den deutschen Fürsten eine allgemeine Bewegung kund, weil der Papst mit jenem Ausdruck den Kaiser als seinen Vasallen dargestellt hatte. Auch Friedrich war unangenehm berührt worden und erinnerte sich jenes Gemäldes im päpstlichen Palaste (S. 121), welches man zwar zu entfernen versprochen, aber hängen gelassen hatte. Als nun Roland Bandinelli die allgemeine Mißstimmung erkannte, fragte er höchst verwundert, von wem denn der Kaiser sonst das Reich habe, wenn nicht vom Papste. Darüber wurde Otto von Wittelsbach so zornig, daß er sein Schwert aus der Scheide riß und dem Cardinal den Kopf gespalten hätte, wenn Friedrich nicht schützend dazwischen getreten wäre. Dem Cardinal wurde sofortige Rückkehr nach Rom geboten und untersagt, unterwegs einen Abt oder Bischof zu besuchen, damit keinerlei Anschlag verabredet werden könne, der Papst dagegen zu einer schriftlichen Erklärung veranlaßt, daß er unter dem Ausdrucke „Benesicien" lediglich „Wohlthaten" verstanden habe. Da die Mailänder inzwischen Tortona wieder hergestellt und Lodi neuerdings überfallen und zerstört hatten, so beschloß Friedrich, diese schamlose Frechheit streng zu ahnden und die Reichsacht über die un- gehorsanie Stadt zu verhängen. Ihre Gesandten, welche unterhandeln sollten, wurden zurückgewiesen, die Stadt eingeschlossen und zur Ueber- gabe gezwungen. Die gesammte Geistlichkeit mit Rauchfässern und anderen kirchlichen Geräthschaften voran, dann die Consuln, Raths- glieder und Edlen barfuß und barhaupt, das entblößte Schwert auf dem Rücken, zuletzt die Bürger mit Stricken um den Hals, erschienen die Mailänder vor Friedrichs Thron und baten um Gnade. Friedrich löste sie von der Acht und behandelte sie milde; allein diese außer-
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