1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Vierte Periode des Mittelalters.
römisch Reich alle Tag" ihr Feldgeschrei. Während der Bischof den
Schlachtgesang anhub:
„Sant Marey, Mutter und Maid
All' unsre Noth sei Dir geklaid!"
und erliegt erfolgte der Angriff. Ottokars Leute wurden geschlagen; er selbst, der
Marchfelde f*°^e König, erlag den Streichen eines Junkers von Mehrenberg,
1278. dessen Vater von Ottokar ungerechter Weise hingerichtet worden war.
Rudolph trat mit seinem Gefolge zur Leiche Ottokars und sprach:
„Sehet, wie nichtig alle Größe und alles Glück auf Erden ist."
Rudolph ver- Nach diesem Siege (1278) rückte Rudolph durch Mähren in
Macht^cines döhmen ein und schloß mit dem Markgrafen Otto von Brandenburg,
Hauses welcher Vormund über Ottokars elfjährigen Sohn Wenzel geworden
war, einen Vertrag, wornach Wenzel nach erlangter Volljährigkeit der
Schwiegersohn Rudolphs werden und Böhmen und Mähren behalten
solle. Doch blieb Mähren auf 5 Jahre zur Deckung der Kriegskosten
in Rudolphs Besitz. Oestreich und Steiermark erhielten Rudolphs
Söhne Albrecht und Rudolph zu Lehen (1282), Kärnthen der Gras
Meinhard von Throl, welcher gegen Ottokar treue Dienste geleistet hatte,
und wahrt Mit großem Eifer trachtete nunmehr Rudolph daruach, die dem
btemdd)o«beá Reiche während des Interregnums entrissenen Güter und Rechte wieder
zu verschaffen. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1282 verordnete er
nicht nur einen allgemeinen Landfrieden auf 5 Jahre, sondern verlangte
auch von den Fürsten und dem Adel Alles zurück, was ihnen nicht
rechtmäßig gehöre. Viele gaben nicht heraus, was sie an sich gezogen
hatten, Andere fuhren in ihren Fehden fort, als ob kein Kaiser und
kein Reich bestehe. Insbesondere klagte die schwäbische Stadt Eßlingen
über Gewaltthätigkeiten des Grasen Eberhard von Würtemberg, welcher
sich in trotzigem Uebermuth „Gottes Freund und aller Welt Feind"
nannte und Rudolph den Kaiser nur als Grasen von Habsburg be-
trachtete. Rudolph bot das Reichsheer gegen den Ruhestörer auf und
belagerte ihn in seiner Hauptstadt Stuttgart (1286). Die Stadt er-
gab sich, und Eberhard mußte sich unterwerfen. Rudolph stellte das
Herzogthum Schwaben nicht wieder her, sondern machte es zum un-
mittelbaren Reichsland und regierte es selbst.
Rudolph Gegen Ende des Jahres 1289 berief Rudolph einen Reichstag
Raubrute'/ nstc^ Erfurt, um auch im nördlichen Deutschland den Landfrieden wieder
zu befestigen und mit unnachsichtlicher Strenge die Raubritter zu bestrafen.
Als ein Graf von Waldeck den Kaiser bestimmen wollte, die Edelleute
mit Geld statt am Leben zu strafen, ward Rudolph zornig und ent-
gegnete: „Edle giebt es hier nicht, sondern nichtswürdige Diebe und