1867 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Vierte Periode des Mittelalters.
war die Kirchenversammlung zu Constanz oder Costnitz, welche wir
jetzt mit ihren Folgen genauer betrachten wollen.
§. 36. Das Concil zu Constanz und seine Folgen.
1. Allgemeine Beschlüsse.
Verantassunq Schon daß Concilium zu Pisa (1409) hatte dem verderblichen
"de^Conms Schisma in der Kirche ein Ende machen wollen, allein nur noch größere
zu Constanz Verwirrung herbeigeführt. Die beiden abgesetzten Päpste hatten näm-
1414' lich dem Beschlusse des Concils keine Folge gegeben, und da man
einen neuen Papst gewählt hatte, so geboten in der Christenheit uun-
niehr 3 Päpste. Darum bemühte sich Kaiser Sigismund ernstlich, die
nothwendige Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern durchzu-
setzen und schrieb ein neues Concil nach Costuitz ans, welches Papst
Johann Xxui. 1414 feierlich eröffnete. Eine ungeheure Fremdenmenge
von allen Nationen, Ständen und Gewerben strömte in der alten
Reichsstadt am Bodenfee zusammen; man zählte 18,000 Geistliche,
29 Cardinäle, 160 Bischöfe, die Gesandten von 2 Kaisern und 14
Königen, 100 Grafen, 30 Herzöge und 80 Barone, — 200 Schneider,
70 Schuhmacher, 44 Apotheker, 55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler,
1000 Schauspieler, Musikanten und Gaukler.
Jo- Um sich auf dem päpstlichen Stuhle zu erhalten, hatte Johann Xxiii.*)
' e'ne zahllose Menge italienischer Geistlichen mitgebracht. Allein die
ftern Ainheil Versammlung beschloß, nicht nach den Köpfen, sondern nach den
Nationen zu stimmen, und nahm 4 Hauptnationen an, die deutsche,
französische, englische und italienische, welche einzeln berathen und ab-
stimmen sollten. Die Mehrheit der Stimmen in den Speziatversamm-
lungen sollte dann als Abstimmung in der allgemeinen Sitzung gelten.
Die Deutschen, Franzosen und Engländer verlangten von Anfang, es
sollten alle 3 Päpste sofort abdanken, damit der Friede in der Kirche
hergestellt werden könne. Ungern verstand sich Johann hierzu**); allein
er hatte bereits beschlossen, Costuitz mit Hülfe des Herzogs Friedrich
von Oestreich zu verlassen und sich dem Beschlusse des Concils zu ent*
stellt sich krank ziehen. Uitt jeden Verdacht zu beseitigen, stellte sich Johann Xxiii.
als ob er krank sei. Als Kaiser Sigismund ihn besuchte, fand er ihn
ans dem Bette liegen. „Wie geht es unserm heiligen Vater"? fragte
*) Als Johann, bcv von bei Kiichenveisannulnng nichts Gutes ftti sich er
waltete, auf seiner' Reife in bic Nähe von Costuitz kam, lief ei auf die
Stadt beutend: „Dies sieht mii aus wie eine Grube, in der man Füchse
fängt."
**) Die andern Päpste waren nicht erschienen.